Wort zur Woche
von Pfarrer Volker Sparre
Gott hat eine Leidenschaft für das Leben
Für viele Menschen auch in unserer so gut organisierten und auf gute Versorgung ausgerichteten westlichen Gesellschaft spielen Sorgen eine Rolle. Medien sind voll von Schreckensmeldungen und Unglücksnachrichten. Auch im privaten Bereich gibt es nicht wenig Besorgnis und Wünsche auf Besserung. Jeder trägt seine heimlichen Nöte mit sich herum. Viele hängen auch an ihren Sorgen und sind von ihnen viel zu fasziniert, als dass sie von ihnen lassen könnten. Aber gerade dazu, unsere Sorgen zu lassen, sie von uns zu werfen, dazu lädt uns der Bibelspruch für die neue Woche ein. Wenn auch die Beweggründe zu unseren Sorgen glaubwürdig sind, so ist doch einer noch glaubwürdiger als sie, und das ist Gott. Von ihm heißt es da im fünften Kapitel, Vers sieben im ersten Petrusbrief: „Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch.“
Dieser Rat, den der Schreiber seinen mit vielen Nöten befassten Briefempfängern gibt, will sie ermutigen, nicht zu verzagen und aufzugeben. Sie sollen ihre Situation nicht hinnehmen und sich damit abfinden. Besser ist es, dagegen etwas zu machen, das, was sie bedrückt, in die Hand zu nehmen und es dem in die Arme zu werfen, der es für sie auffängt. So bekommen sie ihre eigenen Arme zum Handeln frei. Wer so belastet ist, dass er in die Enge getrieben ist, kann nicht wirklich mehr frei handeln. Christen sind davon überzeugt, dass Gott für seine Geschöpfe und besonders für uns Menschen sorgt. Das ist Thema des morgigen Sonntags. Wenn wir es wagen, uns seiner Fürsorge anzuvertrauen, dann werden wir freier gegenüber allen Existenzängsten und Befürchtungen.
Gott hat eine Leidenschaft für das Leben. Das lesen wir am Anfang der Bibel. Und uns sind unsere Größe, Bedeutung und auch unsere Grenzen von Gott gegeben. Wir brauchen nicht Übermenschen zu sein. Wir haben es nicht nötig, uns auf Kosten anderer zu profilieren. Es kann und muss nicht jeder alles können und leisten. Je mehr Menschen nichts mehr mit der Rede von Gott anzufangen wissen, sie ohne ihn leben wollen und müssen, desto mehr sind sie gezwungen, sich selber und ihre Würde zu begründen, zu erarbeiten und zu erweisen. Der Mensch wird darunter einsamer und zwanghafter. Es entspricht nicht dem Willen Gottes, wenn viel zu viele Menschen um ihre Arbeitsplätze bangen müssen, wenn Menschen hungern müssen oder verfolgt werden und deshalb ihre Heimat verlassen müssen.
Dies sind aber die Folgen von dem Zwang zum Siegen, zum Erfolg und zu Selbstbehauptung. Es bedroht unsere Welt, wenn man nicht genug kriegen kann. Wenn ich auf Gott vertraue und ihm meine Sorgen anvertrauen, werde ich selber frei dazu, die Dinge freimütig und nüchtern anzugehen, die mich heute und jetzt angehen, ohne dass ich das Morgen aus dem Blick verliere.
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