Moment mal
von Wilfried Schmidt
Da kann man schon ins Grübeln kommen, wenn man liest, was als Bibelvers des Monats für August ausgelost wurde: „Seht, ich sende euch aus wie Schafe unter die Wölfe. Seid klug wie die Schlangen und sanft wie die Tauben“ (Matthäusevangelium 10, Vers 16). Mancher erinnert sich dabei vielleicht an das Buch „Nackt unter Wölfen“, das aus einem KZ erzählt.
Ein tierisches Wort, das uns vor Augen gestellt wird: Schafe, Wölfe, Schlangen und Tauben. Jedes Tier steht für eine oder mehrere ganz bestimmte Eigenschaften.
Jesus sagt dies zu seinen Freunden. Sie sind mit ihm unterwegs, lernen ihn mehr und mehr kennen und erkennen: mit Jesus ist Gott in unser Leben gekommen. Bei ihm findet unser Leben Halt und Geborgenheit. Das wollen sie weitersagen in ihre Welt.
Jesus sendet sie in diese Welt. Aber es ist eine nicht ungefährliche Mission. Wie hilflose Schafe unter hungrige Wölfe. Christen, die in bestimmten Ländern leben, spüren das oft täglich: hilflos ausgeliefert sein, den Nachbarn, den Behörden, der Willkür und dem Hass anderer Menschen. Und nicht nur Christen erleben, dass „der Mensch des Menschen Wolf“ ist.
Wer an Gott glaubt, schließt also nicht die Versicherung seines Lebens ab. Dass unser Leben, auch als Christ, in dieser Welt nicht immer glatt läuft, ist also eher nicht so sehr Ausnahme. So können wir sehr dankbar sein für alle Zeiten, in denen es uns gut ging und geht und wir Unterstützung, Hilfe und freundliche Zuwendung erfahren.
Ich finde gut, dass Jesus seine Freunde – und auch uns – vorbereitet auf das, was kommen kann, wenn man sein Leben auf Gottes Wort ausrichtet. Aber er macht auch deutlich, wie wir dann reagieren können: klug wie die Schlangen. Sie beobachten genau, behalten ihr Gegenüber im Auge, damit sie im rechten Moment handeln können und das richtige tun. Doch sind wir vor Hinterlist und Trickserei gewarnt: Seid ohne Falsch wie die Tauben (so in Luthers Bibelübersetzung). Versucht nicht, mit Hinterlist und Täuschung euch Vorteile zu verschaffen oder an euer (manchmal vermeintliches) Recht zu kommen.
Die Schafe unter den Wölfen sind ja nicht allein. Jesus, der gute Hirte, ist da. Er kümmert sich um sein Schafe. Er ist mit uns. Und seine Liebe soll auch in unserem Alltag, im Umgang miteinander deutlich erkennbar sein. Und wer weiß, vielleicht wird ja dadurch mancher Wolf zum Schaf. Das wäre nicht das erste Mal, dass das geschieht.
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