Moment mal
von Pfarrer Sacha Sommershof
Sound City - Sound Church
Gut zwei Tage lang war die Stadt Wittenberge von Musik erfüllt. Sound City – unter diesem Titel musizierten zahlreiche Musikensembles der Musikschulen des Landes in den verschiedensten Zusammensetzungen auf den Bühnen in der Stadt. Ein großes Festival, das von vielen Menschen besucht wurde, die sich von der Musik mitreißen ließen. Auch die Evangelische Kirche in der Altstadt diente als Aufführungsort. Die „Klassikbühne“ war dort angesiedelt, sicher aus akustischen Gründen, vielleicht aber auch, weil die Organisatoren dachten, klassische Musik und Kirche passten am besten zusammen. Darüber könnte man diskutieren, was aber stimmt ist, dass Kirche und Musik besonders eng zueinander gehören. In den meisten Gemeinden gibt es Chöre, Posaunenchöre oder andere musikalische Gruppen. In der Evangelischen Kirche in Deutschland musizieren regelmäßig 523.000 Menschen in über 32.000 Musikgruppen – eine gewaltige Zahl, mit der Kirche und Gemeinden auch ein wichtiger Kulturträger sind. Das wird immer dann besonders deutlich, wenn die Musik, die in Kirchen aufgeführt wird, den allgemeinen Musikgeschmack trifft.
Dass Musik in der Kirche eine solch wichtige Rolle spielt, ist in der Bibel grundgelegt. Im Neuen, aber vor allem im Alten Testament wird häufig von der Musik, instrumentaler und vokaler Musik, gesprochen. Die Psalmen sind von ihrer Grundbedeutung her Lieder, der große König Israels, David, hat viele von ihnen gedichtet und wohl auch musikalisch vorgetragen. Mit Musik wurden Gottesdienste ebenso begleitet, wie gesellschaftliche und politische Ereignisse. In der jüdischen Tradition war und ist die Musik ein fester Bestandteil, die ersten Christen haben diese wohl auch weitergetragen. Der Musiktheoretiker Karl Adamek hat Musik als „Ursprache des Menschen“ definiert. Dass Glaube und Religion als existentielle Bedürfnisse des Menschen mit dieser Ursprache besonders gut zu transportieren sind, leuchtet ein. Martin Luther, der der Gemeinde den Gesang im Gottesdienst wieder zurückgegeben hat, deutete den Zusammenhang zwischen Musik und Glaube so: „Wenn sie's nicht singen, glauben sie's nicht.“ Selbst Menschen, die dem christlichen Glauben kritisch gegenüberstehen, werden von manch geistlicher Musik und Choral angerührt, wenn bei einer Trauerfeier beispielsweise das von Julie Hausmann auf die Melodie von Friedrich Silcher gedichtete Lied „So nimm den meine Hände“ erklingt. Musik rührt uns an in vielen Situationen unseres Lebens, in den traurigen genauso wie in den fröhlichen. Musik schafft auch Gemeinschaft, wenn man miteinander ein Konzert hört oder zusammen singt.
In unseren Gemeinden gibt es viele Möglichkeiten, über den Weg der Musik Gott ein wenig näher zu kommen, in Konzerten und musikalischen Gottesdiensten, in Musikgruppen und Chören. Dies mag nicht immer so spektakulär sein wie ein großes Festival, aber anrührend und anregend. Seien Sie also herzlich eingeladen, auf musikalische Entdeckungsreise zu gehen in den vielen Kirchengemeinden der Umgebung, und vielleicht reizt es Sie ja, selbst aktiv zu werden.
Einen Kommentar schreiben