Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Tragfähige Liebe
Kaum ein Wort, das so vielfältig Verwendung findet, zumindest in unserer Sprache – Liebe! Liebe bezogen auf Musik, Natur, Sport... und Liebe zu Menschen. Auch da finden wir unterschiedliche Weisen: Wenn Eltern ihre Kinder lieben, Freunde liebend füreinander da sind und Eheleute sich grenzenlos lieben. So wurde es zumindest bisher vor dem Altar formuliert.
Tiefe Sehnsucht meldet sich in uns. Sehnsucht, geliebt zu werden aber auch lieben zu dürfen. Dabei wissen wir zu genau: Liebe ist mehr als ein wohliges Gefühl und hat immer ihren Preis. Wo Menschen sich liebend einlassen und öffnen, beginnt dies allermeist mit einer romantischen, großen Hoffnung und hingegebenen Disposition. Faszination, Verstehen, Ergänzung, Glück, Aufmerksamkeit, Fürsorge, Umsicht und vieles mehr sollen das Miteinander ausmachen.
Eigentlich wissen wir es. Diese Erfahrungen stellen sich nicht im Selbstlauf ein. Ernüchterung, Verletzungen, Enttäuschungen haben ihren Platz und gehören dazu, wenn wir einander Nähe gönnen und verbindlich und verantwortlich füreinander da sein wollen. Wir entdecken den Reiz, den Charme, die Schönheit, die Stärken bei Kindern, Freunden, Eltern und Ehepartnern. Wir erleben Grenzen, Charakterschwächen, Gewohnheiten, ja zuweilen Abgründe. Langfristig erleben wir manches als Last. Tragische Erfahrungen wie Krankheit, Behinderungen u.ä. bringen noch einmal Bewährungsherausforderungen in jedes Miteinander.
Darum nimmt Liebe auch in der Bibel einen breiten Raum ein. Jesus selbst und die Apostel kommen immer wieder darauf zu sprechen. „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ So lädt Paulus ein, Liebe zu bewähren, weil es bei Jesus selbst und allen, die sich zu ihm halten, ein inneres Gesetz ist. Liebe trägt und erträgt und schleicht sich nicht heimlich davon, wenn es schwierig wird. Tragen ist eine mühsame Angelegenheit, egal wie schwer die Last ist.
Schlimm ist, wenn niemand da ist, der mitträgt. Gemeinsam werden Lasten erträglicher. Und Liebe ist die Form, die in gegenseitigem Tragen gelebt wird. Immer werde auch ich getragen. Wenn der andere es mir schwer macht, ist es gut zu bedenken, dass es ihm auch eine Last ist, was mir zu schaffen macht. Immer wenn ich spüre, dass der andere es schwer mit mir hat, belastet mich das auch. Wie gern würde ich ihm manches ersparen. Es gelingt so oft nicht. Liebe bleibt, wenn es schwer wird!
Was für eine schöne Gewissheit, wenn wir uns das versprechen. Was für ein Geschenk, dem anderen danken für sein Bleiben und Mittragen. Wann haben wir es dem anderen das letzte Mal gesagt?
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