Moment mal

Es war ein Wochenende der seltsamen Nachrichten. Joachim Löw wird bei der Maniküre erwischt. Die Kamera hält fest, wie sich der Bundestrainer in aller Öffentlichkeit seine Fingernägel feilt. Das Problem: Löw sitzt auf der Trainerbank. Es ist EM-Qualifikationsspiel. Das ist beschämend respektlos. Doch damit nicht genug: Schweizer Medien zufolge denkt angeblich Sepp Blatter über seinen Rücktritt vom Rücktritt als FIFA-Präsident nach. Asiatische und afrikanische Funktionäre seien der Meinung, dass die nötigen Reformen der FIFA nur mit Blatter als Präsident möglich sein. Das erscheint absurd. In der georgischen Hauptstadt Tiflis hat ein Unwetter zwölf Todesopfer gefordert. Doch die Meldungen aus Tiflis berichten Löwen auf der Flucht, gejagten Nilpferden und erschossenen Wölfe. Im Medienzeitalter von Dschungelcamp und Promidinner gewinnen offenbar die inszenierte Belanglosigkeit und die stumpfsinnige Oberflächlichkeit zunehmend an Bedeutung. Das ist eine Meldung wert. Gefallene Sternchen und Möchte-Gern-Promis wecken den Traum, nicht weniger bedeutend zu sein. So etwas lässt sich gut verkaufen, weil es auf öffentliches Interesse stößt. Warum ist das so? Vielleicht, weil wir die unaufhörliche Fülle der schlechten Nachrichten satt haben?! Außerdem lassen sich gute Nachrichten schlecht verkaufen. Gute Nachrichten habe es schwer. Jesus von Nazareth hat mit seiner frohen Botschaft von der Liebe Gottes die beste Nachricht, die die Menschheit je gehört hatte. Er predigte vom Frieden, er sprach von Liebe zum Nächsten, er beschwor den Sanftmut, er berührte mit seinen Worten von der Barmherzigkeit die Herzen der Menschen, er forderte Gerechtigkeit und Ehrfurcht vor Gott. Gute Nachrichten hatten es schon immer schwer. Die Stimmung der begeisterten Massen schlug um in blanken Hass. „Kreuzige ihn!“ – lautete die Parole. Sie haben ihn getötet, doch das Leben konnten sie nicht besiegen. Seine froh machende Botschaft übrigens auch nicht. Das wäre doch mal eine Meldung wert.