Restaurierung der Mödlicher Eichenholzsärge
von Gordon Thalmann
Restaurierung der reich dekorierten Eichenholzsärge des Lenzener Amtmann Admiral Gijsels van Lier und seiner Tochter Clara von Merretich in der Kirche Mödlich
Nachdem die Restaurierung des kunsthistorisch wertvollen Alabasteraltars in Mödlich erfolgreich 2013 abgeschlossen werden konnte, rücken nun zwei andere interessante Ausstattungstücke der direkt hinter dem Elbdeich stehenden Dorfkirche in den Fokus der Öffentlichkeit.
Am 23. Mai 2016 beginnen die Pflege- und Restaurierungsmaßnahmen an den zwei aufwendig gefassten und mit Inschriften versehenen hölzernen Särgen des Lenzener Amtmann Gijsels van Lier (1593 – 1676) und seiner Tochter Clara von Merretich. Der niederländische Admiral van Lier bekam auf Geheiß des Kurfürsten von Brandenburg 1651 das Amt Lenzen als Geheimer Rat in Erbpacht übertragen, um die verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges in der Elbregion zu beseitigen. Mit einem 16-Punkte-Plan versuchte er positive Impulse zu setzen, was ihm in Sachen Wirtschaftsförderung, Stadtplanung und -entwicklung, Gesundheitsvorsorge, Schulwesen und vor allem dem schützenden Deichbau auch gelang.
Nach seinem Tod wurde er, ebenso wie später seine Tochter, im Doppelsarg in einem Leichenhäuschen an der Mödlicher Kirche bestattet. Mit dem Elbhochwasser und Deichbruch von 1888 standen die beiden Särge mit den natürlich mumifizierten Leichnamen längere Zeit im Wasser, sodass sich ihr substanzieller Zustand enorm verschlechterte. Aus diesem Grund wurden 1912 die sterblichen Überreste nach einem feierlichen Gottesdienst beigesetzt. Die überaus reich dekorierten Eichenholzsärge blieben der Nachwelt jedoch als Kunstschatz memorialer Erinnerungs- und Bestattungskultur in der Turmhalle des Kirchenbaus erhalten.
Durch den natürlichen Alterungsprozess und die Verschmutzung der letzten Jahrzehnte werden nun Reinigungs-, Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten an den kulturtouristisch berühmten „Totenkisten“ notwendig. Diese Aufgabe übernimmt die von der Kirchengemeinde Mödlich beauftragte Diplom-Restauratorin Annett Xenia Schulz aus Berlin.
Über die Voruntersuchung und Restaurierung soll am 25. Mai 2016 um 11 Uhr in der Kirche Mödlich informiert werden.
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Kommentar von Waldemar Wolkenbruch |
Durch Intrigen in der niederländischen Heimat an einer Marinekarriere gehindert, nach Brandenburg versetzt, in Lenzen angestellt: Wünschte er sich in diesem Dorf beigesetzt zu werden mit seiner Tochter, weil ihn wenigstens das Plattdeutsch an seine Heimat erinnerte.