Reformation und Freiheit. Luther und die Folgen für Preußen und Brandenburg
von Rilana Gericke
Eine Ausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Rahmen des Themenjahres Kulturland Brandenburg 2017 „Wort und Wirkung. Luther und die Reformation in Brandenburg“.
„Von der Freyheyt eynes Christenmenschen“ – so heißt eine zentrale Schrift Martin Luthers aus dem Jahr 1520, die zum meistgedruckten Buch des 16. Jahrhunderts wurde. Um dieses Werk im Kern entwirft das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam die Ausstellung, die am 8. September 2017 ihre Türen öffnet. Die Ausstellung fragt nach der Sprengkraft der reformatorischen Glaubensinhalte in der Zeit des Umbruchs am Beginn der Neuzeit und begreift dabei Freiheit als Dreh- und Angelpunkt der Reformation: Freiheit vom Papst und Freiheit als Grundrecht, politische Autonomie sowie Rebellion und Widerstand sind dabei die großen Themen. Die Ausstellung rückt die historischen Territorien des Herzogtums Preußen und der Mark Brandenburg einschließlich der Neumark in den Fokus – und schlägt auch den Bogen ins Heute: In einer interaktiven „Freiheitswerkstatt“ können Besucher erleben, dass und wie Luthers Freiheitsideen bis heute fortwirken.
Auch die heutige Prignitz spielt in der Ausstellung eine wichtige Rolle. So stammen gleich zwei Leitobjekte aus der Region: Eines von ihnen ist der Gemeine Kasten aus Havelberg. Er wurde 1545 auf Anraten der kurfürstlichen Kirchenbeauftragten (Visitationskommission) und nach Vorbild von Luthers „Leisniger Kastenordnung“ im Eingangsbereich der Kirche aufgestellt. In ihm wurden der Besitz der Kirche zusammengeführt und Kollekten gesammelt. Da die Holztruhe mit drei Vorhängeschlössern versehen war, konnte das Geld nur in Anwesenheit aller Schlüsselträger (Pfarrer, Bürgermeister und Kirchenvorsteher) entnommen werden, um es für die kirchlichen Gehälter, Bauaufgaben und die städtische Sozialfürsorge einzusetzen. Als kirchlich/städtische Gemeinschaftskasse repräsentiert der Gemeine (=allgemeine) Kasten die Umsetzung reformatorischer Selbstbestimmung und Selbstverwaltung der Gemeinde.
Ein weiteres Objekt, der Wilsnacker Feuerkessel, zeigt, wozu sich Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten durch die reformatorische Freiheit herausgefordert und ermutigt sahen: In ihm verbrannte der evangelische Prediger Joachim Ellefeld 1552 aus Gewissensgründen das „heilige Blut“ – Hostien, deretwegen sich seit dem 14. Jahrhundert unzählige Pilger auf die Wilsnack-Wallfahrt zur Wunderblutkirche in das „Santiago des Nordens“ begeben hatten. Er musste die kostbaren Hostien dazu aus der verschlossenen Sakristei rauben.
Besucherinformationen
Ein umfangreiches Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm begleitet die Ausstellung. Es bietet besondere Führungsprogramme, geführte Erkundungen und thematische Workshops. Das Programm richtet sich an Besucher aller Altersgruppen mit oder ohne Vorkenntnissen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Besucheradresse
Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall, Am Neuen Markt 9, 14467 Potsdam.
Das Haus ist rollstuhlgerecht ausgestattet.
Öffnungszeiten
Di bis Do 10–17 Uhr
Fr bis So und feiertags 10–18 Uhr
Eintritt zur Ausstellung
7 Euro, ermäßigt 5 Euro, freitags 5 Euro
bis 18 Jahre und für Inhaber des Mobilitätstickets: frei
Sonderkonditionen für Gruppen, Schulklassen, Familien und für Kombikarten
Informationen | Kasse
Tel: 0331 620 85-50 | kasse@gesellschaft-kultur-geschichte.de
Anmeldung und Buchung für Gruppen
Tel: 0331 620 85-55 | besucherservice@gesellschaft-kultur-geschichte.de
Weitere Informationen und Anmeldeformulare zum Download (ab Ende Februar): http://www.hbpg.de
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