Plattdeutsche Gottesdienste
von Rilana Gericke
Auch in diesem Jahr sind alle Interessenten herzlich eingeladen, an einem plattdeutschen Gottesdienst teilzunehmen. Gelegenheit dazu bietet sich am Sonnabend, dem 27. August in Kletzke und am Sonntag, dem 28. August in Quitzöbel. Die Gottesdienste beginnen jeweils um 14 Uhr in der Dorfkirche und werden von ortsansässigen Gemeindegliedern gestaltet. Die Predigt wird gastweise von Dr. Uwe Czubatynski aus Brandenburg gehalten.
Nach dem Gottesdienst sind Einheimische und Auswärtige ebenso herzlich eingeladen zu einer Kaffeetafel im Pfarrhaus von Kletzke bzw. im Dorfgemeinschaftshaus von Quitzöbel.
Die Vorteile des Plattdeutschen liegen für jeden auf der Hand, der sich damit beschäftigt: Wer Platt spricht, muss eine einfache und bilderreiche Sprache benutzen. Komplizierte Satzgebilde und gelehrte Abhandlungen lassen sich in dieser Sprache nicht zu Papier bringen. Die Wörter und Wendungen sind vielmehr dem alltäglichen Erleben entnommen. Und doch ist das Plattdeutsche alles andere als eine minderwertige Sprache. Im Mittelalter wurden im ganzen Gebiet der Hanse Urkunden und Briefe, Chroniken und Testamente auf Niederdeutsch verfasst. Verstanden wurde diese Sprache von Holland im Westen bis in die baltischen Staaten im Osten. Wer sich in die Archive vertieft, wird für die Zeit vor der Reformation zahlreiche Schriftstücke finden, die einst niederdeutsch geschrieben wurden.
Für den heutigen Leser ist allerdings nicht mehr alles verständlich, was vor mehreren Jahrhunderten in Mittelniederdeutsch formuliert wurde. Für etliche Wörter und Wendungen in diesen historischen Quellen muss der heutige Leser spezielle Wörterbücher zu Rate ziehen.
Das in den Gottesdiensten verwendete Platt verwendet dagegen einen Dialekt, wie er heute noch in der Westprignitz gesprochen wird. Dazu werden die biblischen Lesungen entweder selbst übersetzt (so bei den Psalmtexten) oder aus einem Neuen Testament in mecklenburgischem Dialekt entnommen und den Prignitzer Gewohnheiten angepasst. Alle Kenner des Plattdeutschen wissen, dass es in jeder Region eigene Varianten gibt, die sich in der Aussprache und in speziellen Bezeichnungen unterscheiden. Merkwürdigerweise gibt es noch nicht einmal für die Prignitz eine einheitliche Sprache: Während die nördlichen Gebiete die mecklenburgische Aussprache benutzen (er = hei), stimmen die elbnahen Gebiete sehr viel mehr mit dem altmärkischen Dialekt (er = he) überein. Diese feinen Unterschiede gehen freilich immer weiter verloren, da die Zahl der aktiven Sprecher zumindest im Land Brandenburg rückläufig ist. Andere Bundesländer (Niedersachsen, Mecklenburg, Bremen, Schleswig-Holstein) sind bei der Pflege dieser altehrwürdigen Sprache wesentlich eifriger. Auch wenn sie in Wissenschaft und Wirtschaft nicht mehr verwendet wird, stellt sie doch einen enormen kulturellen Reichtum dar.
Abschließend sei daran erinnert, dass die Dörfer Kletzke und Quitzöbel eine wichtige Gemeinsamkeit verbindet: In beiden Orten standen einst bedeutende Burgen der mächtigen Familie von Quitzow. In Kletzke sind zumindest noch Reste dieser Burg vorhanden, die enorme Ausmaße hatte. Außerdem sind in der Kirche überaus wertvolle Grabmäler erhalten geblieben, denen sich nur noch die reiche Ausstattung der Rühstädter Kirche an die Seite stellen lässt. In Quitzöbel wurde die alte Quitzowburg im 18. Jahrhundert durch ein Gutshaus ersetzt, so dass es heute keinerlei sichtbare Erinnerungen an diese Familie mehr gibt. In beiden Orten, die früher auch Sitz eines eigenen Pfarramtes waren, werden aber die Kirchen von aktiven Gemeinden gehegt und gepflegt. So bieten sie auf jeden Fall einen würdigen Rahmen für den plattdeutschen Gottesdienst und freuen sich auf hoffentlich zahlreiche Gäste.
Abbildung: Kirche Quitzöbel (Foto: Czubatynski).
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