Pfarrer i.E. Valentin Kwaschik ist angekommen
von Annett Wiedow
Liebe Leserinnen und Leser,
im vorherigen Gemeindebrief waren viele Informationen noch ganz ungeklärt bzw. nicht spruchreif, dass unser Pfarrsprengel einen Pfarrer im Entsendungsdienst begrüßen darf.
Nun ist es klar. Wir heißen Pfarrer i. E. Valentin Kwaschik und seine Familie herzlich in unseren Gemeinden willkommen und wünschen ihnen, dass sie sich bei uns wohlfühlen. Dazu können wir alle im Pfarrsprengel beim gemeinsamen Feiern der Gottesdienste, bei unseren Begegnungen miteinander und beim Engagement aller Gruppen in der Gemeinde beitragen.
Der Vorstellungsgottesdienst fand bereits am 25. Januar in Karstädt statt. Sehr erfreulich war, dass viele Gemeindeglieder und Gemeindekirchenräte aus unserem Pfarrsprengel der Einladung folgten. Wir freuen uns sehr und sind neugierig was uns erwartet, und was und wie wir gemeinsam das Gemeindeleben bereichern können.
In der Tagespresse konnten wir bereits einiges über Pfarrer i. E. Kwaschik erfahren. Auch den Fragen unseres Öffentlichkeitsausschusses stellte er sich offen:
Wie stellen Sie sich Ihre Arbeit hier vor?
Das ist schwer zu beantworten. Ich habe mich schon seit langer Zeit auf "das" Pfarramt auf dem Lande vorbereitet. Aber wie das nun konkret aussieht kann ich auch nach sechs Wochen immer noch nicht genau sagen. Ich merke, dass viel Verwaltung dazu gehört, viel Telefonieren, viel weniger Emails als bisher. Außerdem gibt es ein Gefälle zwischen meiner kontinuierlichen theologischen Arbeit im Kirchenjahresverlauf und den Gemeinden, die ja nur alle 2-8 Wochen einen Gottesdienst haben. Ich stelle mir aber vor, dass ich noch eine ganze Weile stetig neue Menschen in allen 10 Gemeinden kennenlerne, dass Menschen auch auf mich zukommen und wir gemeinsam Gemeinde vor Ort gestalten.
Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Ich bin in den letzten Jahren in ganz unterschiedlichen Gemeindekontexten unterwegs gewesen: in reformierten Gemeinden, landeskirchlichen Gemeinschaften, politisch aktiven Gruppen. Dabei bin ich sprach- und anschlussfähig in/zu ganz unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen geworden. Das hat es mir in der Vergangenheit immer sehr erleichter zusammen mit anderen das Gemeindeleben zu gestalten. Außerdem arbeite ich gerne im Team und beteilige Menschen in den Gemeinden vor Ort. Mir ist es ein Anliegen die vorhanden Gaben wahrzunehmen und auch zu stärken, denn Gemeinde lebt meiner Meinung nach davon, dass ganz unterschiedliche Menschen sich mit ihren Gaben und Interessen in die Gemeinde einbringen. Ein besonderer Fokus meiner bisherigen Arbeit in Gemeinden liegt auf der Erwachsenenbildung. Damit meine ich sowohl Glaubens- und Taufkurse, als auch Gesprächs- und Bibelkreise. Aber auch die Hauskreisarbeit liegt mir sehr am Herzen.
Haben Sie eine Vision und wenn ja, welche?
Natürlich habe ich eine Vision. Das gehört zum Anfang dazu! Ich träume von einem Gemeindeleben, das nicht von der einen Pfarrperson abhängig ist. Ich träume davon, mit anderen gemeinsam lebendige Gemeinde zu gestalten. Wenn es gut läuft ist der Pfarrer irgendwann fast überflüssig. Da fragen Menschen nach Gott und seinen Wegen für uns heute. Laden einander ein miteinander auf der Suche zu sein. Da wird Gottesdienst im Alltag spürbar. Können Sie sich vorstellen diese Version hier umzusetzen? Ich werde jedenfalls in diese Richtung arbeiten. Es ist aber schon eine große Umstellung, dass fast nichts in den Gemeinden stattfindet neben dem Gottesdienst. Hier gilt es für mich noch einiges zu entdecken. Die große Pfarrer_innenzentrierung gibt es überall. Nicht nur in der Prignitz. Aber das muss ja nicht so bleiben. Schließlich ist das auch eine Erfahrung der Gemeinden hier vor Ort, dass sie trotz langer Vakanzen Gemeindeleben gestalten können. Das kann ja auch eine positive Erfahrung sein. (Nicht die Vakanz, sondern das Gemeinde das auch auffangen kann.)
Was oder wer bewegte Sie Pfarrer zu werden?
Ich arbeite gerne mit Menschen jeden Alters. Auch wenn die Arbeit mit (jungen) Erwachsenen bisher eher im Fokus lag. Außerdem denke ich gerne über philosophische und theologische Fragen nach. Schließlich genieße ich es, Menschen an den Brüchen des Lebens zur Seite zu stehen; mit anderen zusammen den Fragen des Lebens auf der Spur zu sein. Auf die Spur des Pfarrerseins hat mich schließlich der Gemeinschaftsprediger in Potsdam Matthias Stempfle gebracht. Er hat mir gezeigt, wie eine persönliche Beziehung zu Gott und politische Engagement zusammengehen kann. Außerdem hat er mich bestärkt diesen - im Arbeitsalltag - oft familienfeindlichen Beruf als Herausforderung anzunehmen.
Welches Buch ist Ihr Lieblingsbuch?
Ich kann mich nicht auf ein Buch festlegen. Ich lese gerne, querbeet, und sehr viel. Dabei genieße ich Lyrik von Kurt Marti, oder Slampoetry ebenso, wie Fantasyschmöker von Trudi Canavan, skandinavische Krimis oder die Veröffentlichung von Juli Zeh. Ich lese meistens mehrere Bücher gleichzeitig. Zumal mein Beruf ja auch zu großen Teilen aus Lesen besteht. Ich lese gerade Derek B. Miller, Ein seltsamer Ort zum Sterben (Krimi/Thriller). Außerdem Jürgen Ebach, SchriftStücke. Biblische Miniaturen. Und schließlich Asterix und Obelix, Die Trabantenstadt.
Welche Hobbys haben Sie?
Ich koche sehr gerne, wozu ich leider kaum noch komme. Ich höre viel Musik und zwar ohne festgelegte Richtung. Allerdings nie Radio, sondern meistens eine meiner vielen CDs. Hab lange Jazz gesammelt, eine Sammelleidenschaft, die aus Platznot im Moment ruht. Mein Fagott kommt meist nur noch zur Advents- und Weihnachtszeit zu einem Einsatz, weil ich nicht zum Üben komme. Viel Vergnügen habe ich mit meinen Pois. Das sind Bälle oder andere Gewichte an Strippen, die sich in vielen Figuren um den Körper herumwirbeln lassen. Das nennt sich dann "schwinglieren". Pois kommen von den Maori. Am häufigsten sieht man Menschen mit Feuerpois. Ich habe die etwas harmlosere und dafür buntere Variante und schwingliere mit LED Pois. Wenn sie also abends bunte Kreise im Pfarrgarten sehen, dann übe ich gerade mal wieder. Es ist sehr gut für die Konzentration, weshalb ich es gerne mache, wenn ein Gedanke sich gerade mal wieder festgefahren hat.
Warum zieht es Sie in unsere Region?
Die Prignitz war mir bisher gänzlich unbekannt. Ich habe die Prignitz kennengelernt, weil ich eine Region in unserer Landeskirche gesucht habe, wo ich mit Kollegen aus meinem Kurs eng zusammenarbeiten kann. Das wäre mit Wittenberge - Karstädt gegeben gewesen. Leider hat die Kollegin, mit der ich den gesamten Prozess der Stellensuche und Vorbereitung für ein Pfarramt auf dem Lande bearbeitet habe, am Ende einen Ruf nach Hannover bekommen und diesen angenommen. Die Entscheidung ist ihr sehr schwer gefallen, aber so ist es nun. Ich habe mich aber nicht nur wegen der Kollegin und unserem gemeinsamen Prozess für die Prignitz entschieden, sondern auch weil ich den Kirchenkreis interessant fand. Ich bin sowohl von Oliver Günther als auch Albrecht Preisler sehr umworben worden. Schließlich hatte ich das Gefühl, dass der Kirchenkreis sich sehr verjüngen wird, weil so viele Kollegen in Rente gehen. So spricht für die Prignitz nicht nur die wunderschöne Landschaft und das Vierländereck, sondern auch die Gegebenheiten und Herausforderungen im Kirchenkreis.
Wie waren Ihre ersten Arbeitswochen?
Ich bin sehr neugierig gestartet. Schnell habe ich gemerkt, dass ich nicht die ersehnte Struktur finden werde, mit der ich den Herausforderungen eines Neustarts begegnen kann. Vieles muss sich neu finden, was gar nicht so einfach ist. Ich habe mal gelernt, dass am Anfang alles einfach so bleiben soll, wie es ist. Ich mache halt mit - in fremden Schuhen. Andererseits höre ich immer wieder, dass neue Besen gut kehren und ich gleich zu Anfang alles verändern soll... Nun versuche ich den Mittelweg, weil manches nicht so weiter geht, wie bisher. Für mich ist vieles neu, auch strukturell.
Es tut gut, dass Albrecht Preisler einen freien Montag eingehalten hat und ich diesen einfach übernehmen konnte. Diese Auszeit unter der Woche ist mir sehr wichtig, damit ich auch mal für meine Familie da sein kann.
Welche Schwerpunkte wollen Sie in Ihrer Arbeit setzen?
Die Schwerpunkte meiner Arbeit werden sich erst noch finden. Denn die Gegebenheiten im Karstädter Land sind so anders als bisher, dass ich mich noch eine Weile orientieren muss. Zumal es ja gar nicht "das" Karstädter Land gibt. Der Pfarrsprengel ist eine gewachsene Größe und hat seine eigene Geschichte.
Besonders wichtig ist mir jedoch die Frage nach dem Ehrenamt. Wie können ehrenamtliche Strukturen in der Gemeinde aussehen? Wie können Ehrenamtliche gestärkt und geschult werden? Es ist für mich ein völlig neues Phänomen, dass es neben den GKR-Mitglieder im Grunde fast keine Ehrenamtlichen in einer Gemeinde gibt. Eine Ausnahme bilden vielleicht die Konfi-Teamer, die aber übergemeindlich tätig sind. Ich glaube, dass Menschen über die Mitarbeit in der Gemeinde auch Wege in die Gemeinde hinein gestalten können. Ich stelle immer wieder fest, dass dort, wo Menschen in der Gemeinde tätig sind, sie auch ihren Glauben aus- und einüben.
Was erwarten Sie von Ihren Gemeindegliedern?
Der Glaube ist ein Geschenk. Insofern erwarte ich erst einmal gar nichts. Aber ich hoffe sehr, dass wir in unseren Gemeinden gemeinsam Gemeinde gestalten werden. Eine Gemeinde, die die Kirche nicht als Dienstleister wahrnimmt, sondern als Raum, in dem der heilige Geist zur Entfaltung kommt. Wo Menschen für einander da sind und miteinander die Lebendigkeit Gottes feiern. Das klingt hochgestochen, aber darum geht es: Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum. Wir können diesen Raum gemeinsam gestalten.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Wir wünschen Familie Kwaschik, dass diese Fröhlichkeit immer an ihrer Seite bleibt.
Ihr Öffentlichkeitsausschuss
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