Ostern: Furcht und große Freude
von Pfr.i.R. Johannes Kölbel
Ein Ostergruß des Kirchenkreisbeauftragten für Flucht, Migration und Integration
Die erste Wahrnehmung von den mit Jesus befreundeten Frauen am Ostersonntag ist Furcht und große Freude. Eigentlich wollten sie in ihrer Trauer zur Ruhe kommen, noch einmal zum Grab gehen und schauen, ob alles mit dem toten Jesus in Ordnung ist. Er ist einen brutalen und öffentlichen Tod gestorben. Alle Grausamkeiten, die ich mir vorstellen kann und die heute in den Folterkammern von Diktatoren technisch noch ausgefeilt werden, hat er erlebt. Und er hat die Einsamkeit und einen abgrundtiefen Zweifel an der Realtät Gottes gespürt, so wie viele Menschen unter uns heute auch.
Zu Ostern wird das Morden nicht aufhören. Menschen werden wie Jesus gewaltsam sterben und der Wunsch der Angehörigen wird sein: ein Grab finden und einen Ort der Trauer haben. Haben wir bei all den Kriegs-und Terroropfern auch im Sinn, dass sie alle ein Recht auf ein Grab haben, dass Angehörige nicht zur Ruhe kommen, wenn sie ihren Toten nicht in der Erde wissen? Wieviele Menschen bleiben würdelos ohne Grab irgendwo liegen?
Ostern bedeutet: Die große Freude über neues Leben, über das frische Grün der Natur, über die bunten Eier als leckere Lebenssymbole und eine fröhliche Gemeinschaft werden nur gelingen, wenn wir unsere eigene Trauer und die der Anderen, der trauernden Menschen im Ort, der Geflüchteten und der Angehörigen der Terroropfer in Stockholm und an anderen Orten ernst nehmen. Die Hoffnung auf neues Leben jetzt 2017, hier in der Prignitz und nach unserem Tod, braucht Gräber als Orte der Trauer, braucht eine Kultur des Abschiednehmens, braucht trostvolle Worte.
Ich bin dankbar für die gefühlvollen und kompetenten Bestatter, mit denen ich als Pfarrer am offenen Grab stehen kann und von denen ich weiß, dass sie das Grab über dem Toten sachgerecht schließen. Gräber müssen geschlossen sein und Gräber sind offen für einen Neubeginn! Das ist die christliche Hoffnung: Jesus hat im geschlossenen Grab gelegen und er wird von Menschen bis heute als der Lebendige erlebt, nicht mehr zu finden im Grab sondern mitten unter uns!
Zu den Gottesdiensten vom Gründonnerstag bis zum Ostersonntag, sind alle traurigen, fragenden, zweifelnden, einsamen und hoffnungsvoll-fröhliche Menschen herzlich eingeladen!
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