Moment mal
von Pfarrer Sacha Sommershof
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet
Die Feiertage sind vorüber, die Vorräte aufgebraucht, der Besuch hat sich wieder verabschiedet und das neue Jahr kann in Ruhe beginnen. Und wer hatte wieder die meiste Arbeit während dieser Zeit? Ich nehme an, dass es in den meisten Haushalten die Mütter waren, die geputzt, eingekauft, gekocht, abgespült, für eine gemütliche Stimmung gesorgt und sich womöglich auch noch über das etwas unpassende Geschenk wie über ein gelungenes gefreut haben.
Ist es ihnen gedankt worden? Und damit meine ich nicht ein auf digitale Weise festgehaltenes, inszeniertes Dankvideo für das Klavier, das die Mutter aus Massachusetts geschickt hat. Ich denke vielmehr an ein von Herzen kommendes Danke für all das, was die Mütter tun, nicht nur in den Weihnachtstagen.
Eine Fähigkeit, die ich Vätern nicht abspreche, die aber besonders Müttern gegeben ist, ist die des Tröstens. Eine Mutter braucht nicht viele Worte, um zu trösten: einem weinenden Baby hilft schon die beruhigende Stimme seiner Mutter, ein gesummtes Lied. Später wird dann ein aufgeschlagenes Knie verarztet, vielleicht gesund geküsst und mit einem liebevollen Wort wieder auf den Weg geschickt.
Und wenn im Teenie-Alter der Liebeskummer und der große Weltschmerz einsetzt, dann hilft die Mutter auch dort. Im hohen Alter schließlich kommen bei vielen die Erinnerungen an die eigene Mutter wieder zu Vorschein, mit einem tröstenden und wohligen Gefühl. Mütter trösten auf vielfältige Weise: Ganz praktisch; einfach dadurch, dass sie da sind; weil sie selbst Traurigkeit und Schmerz kennen und weil sie nicht zuletzt einen Wissensvorsprung haben und wissen, dass und wie es wieder besser werden kann.
Die Jahreslosung, der Bibelvers, unter den Christen dieses Jahr stellen, stammt aus dem Alten Testament, aus dem Buch des Propheten Jesaja und lautet: „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“. Für manchen ist dies vielleicht eine überraschende Beschreibung Gottes, mit der Gottes weibliche Seite angesprochen wird. Nicht das vorherrschende männliche Bild des Herren, des Herrschers, des Vaters wird betont, sondern dieser Vers lenkt den Blick auf Gott, der Trost spendet – offensichtlich immer schon ein besonders weibliche Eigenschaft.
Einem zerrissenen Volk, einem Volk, das unter dem Eindruck der Gefangenschaft, der Vertreibung und der Frage, wie es weitergeht, stand, ist dieses Gottesbild vom Propheten Jesaja zugesagt worden. Das Volk Israel konnte wieder Kraft schöpfen, sich wieder erneuern, weitermachen, weil es wusste, Gott steht an seiner Seite, nimmt sie bildlich gesprochen an die Hand,wie eine Mutter, schickt er es wieder auf den Weg.
So schickt Gott auch uns auf den Weg in dieses neue Jahr, mit all den Unsicherheiten, die wir aus dem vergangenen mitnehmen, mit den Traurigkeiten und Problemen, die durch den Jahreswechsel ja nicht einfach verschwunden sind und auch mit all dem, was an Herausforderungen auf uns zukommen wird. Gut zu wissen, dass wir einen Gott an unserer Seite haben, der uns mit seiner Kraft, aber vor allem mit seinem Trost begleitet, wenn uns der Mut zu sinken droht oder die Kräfte schwinden. Von diesem Gott wunderbar geborgen, können wir getrost und getröstet erwarten, was kommen mag.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Jahr.
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