Kletzke ist Kirche des Monats
von Ev. Kirchenkreis Prignitz
Theodor Fontane widmet im Band „Fünf Schlösser“ seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ der Familie von Quitzow – ausgehend vom ursprünglichen Stammsitz des Adelsgeschlechtes, des heute leider im Dornröschenschlaf liegenden Schlosses Quitzöbel – ganze fünfzehn Kapitel. Ob er bei seinen Recherchen vor Ort auch das Dorf Kletzke besuchte, ist fraglich.
Die dortige Kirche jedenfalls kommt bei dem märkischen Wanderer lediglich in einer Fußnote vor, die mit den Worten beginnt: „Die Kirche zu Kletzke, nicht so wohlerhalten wie die zu Rühstädt, war noch um 1750 reich an Quitzow-Grabsteinen und Quitzow-Monumenten.“ – Aber, lieber Herr Fontane, das ist sie doch auch heute noch...
Besonders prächtig ist das an der Südwand erhaltene Grabmal für den 1616 verstorbenen Philipp von Quitzow aus verschiedenfarbigem Marmor, in dessen Zentrum die lebensgroße Figur des Verstorbenen aus weißem Alabaster steht. Links und rechts wird diese flankiert von den Marmorskulpturen Moses und Johannes des Täufers; getragen wird das durch Säulen
gegliederte, auch im weiteren Aufbau reich geschmückte Epitaph von zwei Karyatiden. Nur wenig bescheidener präsentiert sich das Epitaph für Achatz von Quitzow, verstorben im Jahre 1605.
Weitere Grabmäler mit figürlichen Darstellungen finden sich an der westlichen Außenwand des Gotteshauses. Bereits früh nannte die Familie von Quitzow einen Rittersitz in Kletzke, nordöstlich von Bad Wilsnack, ihr Eigen; Reste der einstigen Wasserburg sind noch vorhanden. In einer Urkunde von 1275 wird ein Hildebrand, Pfarrer in Kletzke (plebanus in Klesick) genannt, was darauf hinweist, dass der Ort bereits über ein Kirchengebäude verfügt haben muss. Der am Portal und den mittelalterlichen Fensterlaibungen mit teils glasierten Backsteinen verzierte Feldsteinbau mit einer halbrunden Apsis erfuhr im Laufe der Jahrhunderte mehrere Umbauten. So wurde im 17. Jahrhundert das Schiff um 1,50 Meter erhöht, die Kirche um etwa sechs Meter nach Westen erweitert und mit einem zweistöckigen Fachwerkturm versehen.
Der Innenraum wird – neben den bereits erwähnten Epitaphien und einem weiteren Grabmonument für Margarete von Quitzow, geborene Morgenstern, von 1593, die ihren Gatten Dietrich von Quitzow um 20 Jahre überlebte – bestimmt durch einen spätbarocken Kanzelaltar. Die von drei Wappenschilde haltenden Löwen getragene, reich verzierte Sandsteintaufe aus dem beginnenden 17. Jahrhundert zeigt in den Seitenfeldern Reliefs der Opferung Isaaks, der Geburt Christi, seiner Taufe und der Auferstehung.
Unter dem Altar befindet sich die Quitzowsche Familiengruft. Während Bauarbeiten im Jahr 1902 wurde diese geöffnet. Im Sarg des 1605 verstorbenen Achatz von Quitzow fand man „den Entschlafenen noch wohl erhalten“. An einer Kette um den Hals trug er einen wertvollen Ring; beigelegt hatte man ihm zudem einen Prunkdegen. In einem ausgedienten Uhrengehäuse mit gläserner Front, zu dem im Laufe der Zeit auch noch der Schlüssel verloren ging, wurde der Degen für fast einhundert Jahre hinter dem Altar in der Kletzker Kirche präsentiert. Wenn man sich die korpulente Figur des kurbrandenburgischen Landrates auf dem oben erwähnten Epitaph anschaut, wirkt der historische Prunkdegen eher wie ein Spielzeug.
Im Laufe der Zeit hatten sich an Achatz‘ Degen schwere Schäden bemerkbar gemacht. In einer Stellungnahme der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Prignitz hieß es vor einem guten
Jahr: „Der substantielle Zustand des Degens ist aufgrund der einstigen Erdbestattung und in Folge jahrzehntelanger ungünstiger klimatischer Aufbewahrungsbedingungen katastrophal.“ Den Anstoß für die Restaurierung gab die Bruderschaft der Askanier, die sich auch an den Kosten beteiligte. Auch für die Kirchengemeinde war dies ein Signal zum Handeln. Das kostbare Stück wurde inzwischen sorgfältig restauriert. Gegenwärtig befindet es sich noch im Museum in Perleberg. Am Tag des offenen Denkmals im September wird der Quitzowsche Prunkdegen im Rahmen einer festlichen Präsentation dann in einer klimatisierten Vitrine erstmals einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Auch sonst ist die etwa 85 Mitglieder zählende Kirchengemeinde, die zum Pfarrsprengel Bad Wilsnack zählt, sehr aktiv. Neben den monatlichen Gottesdiensten finden Konzerte und andere Veranstaltungen statt. Auch das renovierte ehemalige Pfarrhaus steht für Veranstaltungen der Kirchengemeinde, der Kommune und der örtlichen Vereine zur Verfügung. Gerade in Corona-Zeiten ist der Zusammenhalt im Dorf gewachsen; man hilft sich gegenseitig und feiert miteinander.
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