Havelberger Dialoge - Was für ein Leben! Lebensgeschichte als Weltgeschichte

von Ev. Kirchenkreis Prignitz

Die Havelberger Dialoge gehen in die nächste Runde: drei Frauen erzählen die Lebensgeschichten ihrer Familien. Das Leben jüdischer Familien in Deutschland vor und nach der Shoah, in Ost und West, in Österreich und Holland.

Dabei wird deutlich, wie Lebensgeschichte auf Weltgeschichte trifft und individuelle Biografien nicht vom politischen Geschehen zu lösen sind. Das war nicht nur damals so, sondern gilt auch noch heute. So sind diese drei Abende brandaktuell für unsere Zeit.

Dienstag, den 24. Oktober 2023
19.00 Uhr Paradiessaal/ Dom

Buchvorstellung, Gespräch und Musik mit Chasan (Kantor) Jalda Rebling

Jalda Rebling liest aus Roxane van Iperen: Ein Versteck unter Feinden (Hoffmann und Campe, 2020). Darin wird die Lebensgeschichte ihrer Eltern beschrieben. Eberhard Rebling hat im holländischen Exil die jüdische Schauspielerin Lin Jaldalti geheiratet und unter falschen Namen 1943 ein Haus in Holland gekauft, in dem er 20 jüdischen Flüchtlingen Unterschlupf bot. Das Versteck wurde gefunden und die Versteckten nach Auschwitz deportiert. Lin Jaldati überlebte, kehrte nach Amsterdam zurück und 1952 siedelte die Familie in die DDR über. Eberhard Rebling wurde Professor und Rektor der Hochschule für Musik in Ost-Berlin, die durch seine Initiative den Namen Hans Eisler erhielt. Lin Jaldati arbeitete als Sängerin und galt lange als einzige offizielle Interpretin jiddischer Lieder in der DDR. Jalda Rebling wurde professionelle Musikerin. Von 1994 bis 2006 spielte sie im Hackeschen Hoftheater in Berlin jiddische Stücke. Von 2003 bis 2007 studierte sie im ALEPH Cantorial Program in den USA. Seit 2007 ist sie Chasanit (Kantorin).

Dienstag, 7. November 2023
19.00 Uhr Paradiessaal/Dom

Buchvorstellung und Lesung mit der Herausgeberin Annetta Kahane aus „Juden in der DDR. Jüdisch sein zwischen Anpassung, Dissidenz, Illusionen und Repression. Porträts“

Dargestellt wird das Leben anhand einzelner Biografien berühmter und weniger berühmter Persönlichkeiten u.a. Victor Klemperer, Stefan Heym, Fred Wander, Wolf Biermann, Jurek Becker und Barbara Honigmann.

Annetta Kahane ist Schriftstellerin und Vorsitzende der von ihr gegründeten Amadeu Antonio Stiftung - darüber hinaus ist sie biografisch mit Havelberg verbunden, da ihr Großvater, Jacob Kahane, in Havelberg versteckt, die Shoa überlebte. Auch davon wird sie berichten.

Dienstag, den 14. November 2023
19.00 Uhr im Paradiessaal/Dom:

Buchvorstellung und Lesung mit der Schriftstellerin Shelly Kupferberg, sie liest aus ihrem 2022 bei Diogenes erschienen Roman „Isidor. Ein jüdisches Leben“ Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.

Shelly Kupferberg wurde 1974 in Tel Aviv geboren, ist in West-Berlin aufgewachsen. Sie arbeitet als Journalistin und moderiert Kultur-, Literatur und Gesellschaftsmagazine und arbeitet als freie Redakteurin und Moderatorin für Deutschlandfunk Kultur und moderiert auf rbbKultur tägliche Kultur- bzw. Live-Radiosendungen.

Unterstützt werden die Veranstaltungen u.a. von Staatskanzlei und Ministerium für Kultur Sachsen-Anhalt und dem Landkreis Stendal.

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 3 plus 6.