Glockeneinweihung in Ferbitz
von Pfarrer Wolfgang Nier
Am Sonntag, den 1. September feierte die kleine Ferbitzer Kirchengemeinde (36 Mitglieder) ein besonderes Ereignis. Zwei Bronzeglocken – ein Geschenk der katholischen Gemeinde Bornum im Westharz – wurden mit einem Festgottesdienst, den der Kirchenchor des Pfarrsprengels Lenzen-Lanz-Seedorf mitgestaltete, unter großer Anteilnahme der Ferbitzer und ihrer Gäste vom Förderverein „Alte Kirchen“ e.V. Brandenburg, Herrn Killus und Herrn Meyer-Rath eingeweiht. Ebenfalls ließ es sich unser amtierender Superintendent des Kirchenkreises Prignitz, Tilman Kuhn nicht nehmen, bei diesem Festgottesdienst mit anschliessendem Sektempfang mit dabei zu sein und so den Kirchenkreis zu vertreten.
Wie kam es zu diesem Geschenk?
Bei einer fachlichen Begutachtung der alten Eisenhartgussglocken wurde festgestellt, dass bei beiden Glocken Korrosionsschäden vorhanden waren. Das stellte die Gemeinde vor die Frage: Sollen wir neue Glocken anschaffen? Können wir das überhaupt finanziell bewältigen?
In diese Zeit des Nachdenkens kam durch eine Vermittlung des Förderkreises „Alte Kirchen“ e.V. Brandenburg die Information an den Kirchenkreis, dass eine katholische Gemeinde ihre Glocken abgeben muss und ob es Gemeinden gibt, die Bedarf an neuen Glocken haben. Die Mail kaum zu Ende gelesen, mailte Pfarrer Nier sofort zurück: „Wir wollen sie. Für Ferbitz.“ Und so kam der Stein ins Rollen.
Am 13. Juli 2011 besuchte eine kleine Abordnung der Ferbitzer die katholische Gemeinde und Kirche in Bornum im Westharz (Bistum Hildesheim), um vor Ort Glocken und Gemeinde kennen zu lernen.
Sichtbar betroffen und traurig trafen wir Bornumer Gemeindeglieder an, dass sie ihre Kirche „St. Theresia vom Kinde Jesu“ aufgeben mussten, weil die Gemeinde zu klein geworden war, um ihre Kirche auf Dauer erhalten zu können.
Erst 1959 war die Kirche geweiht worden, nachdem in Folge der Flüchtlingsbewegung der Nachkriegszeit Mitte der 50ziger Jahre ein lebendiges Gemeindeleben entstand. Die beiden Glocken für diese neue Kirche wurden ein Jahr später 1960 in der Wilhelmshütte von Bockenem gegossen. Doch im Laufe der Jahre war die Gemeinde dann sehr klein geworden und musste sich dafür entscheiden, ihre Kirche aufzugeben. 2009 wurde sie dann profanisiert (im evangelischen Raum würden wir von „entwidmen“ sprechen) und dient heute einem Handwerksunternehmen als Lagerraum.
Die kurze Lebensgeschichte der Bornumer Gemeinde und ihrer Kirche hat uns sehr bewegt, als wir nach Hause fuhren.
Am 19. Dezember fuhren dann Ferbitzer Männer erneut nach Bornum, um bei der Abhebung der Glocken per Baukran dabei zu sein und sie für den Transport nach Ferbitz zu verladen.
Nun sollten noch 1 ½ Jahre vergehen bis alle finanziellen und baulichen Notwendigkeiten geklärt waren und die Glocken endlich an ihrem neuen Bestimmungsort aufgehängt werden konnten: im Ferbitzer Kirchturm.
Nun läuten die Glocken einer katholischen Gemeinde im evangelischen Kirchturm … die Hedwigsglocke mit dem Ton f und der Inschrift „Sancta Hedwige, succurre nobis!“ und die Bernward-und-Godehard-Glocke mit dem Ton d und der Inschrift „Bernwarde et Godeharde, orate pro nobis!“
Mögen die beiden neuen Glocken der Ferbitzer Gemeinde, dem Dorf und seinen Gästen immer Erinnerung sein: „Der Herr ist hier – auch in Ferbitz, auch im Leben der Ferbitzer!“
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