Dorfkirche des Monats: Wootz

von Ev. Kirchenkreis Prignitz

Schon immer hatte der Ort, selbst zur Kurmark Brandenburg gehörend, eine Grenzlage. Im 19. Jahrhundert stoßen hier das Fürstentum Mecklenburg-Schwerin, das Königreich Preußen (Provinz Brandenburg) und das Königreich Hannover aneinander. Mit einer Fähre konnte man von Wootz in das auf der westlichen Elbseite gelegene Gorleben gelangen; im Ort gab es ein Nebenzollamt von Lenzen. Seit 1949 verlief an der Elbe die streng gesicherte Staatsgrenze zwischen zwei Systemen; Wootz lag innerhalb der 500-Meter-Sperrzone, die nur mit einem Passierschein betreten werden durfte.

Und heute berühren sich hier die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, auch Sachsen-Anhalt beginnt nur wenige Kilometer südwestlich. Glücklicherweise stellen die heutigen Grenzziehungen für die Einwohner nicht nur von Wootz kein Problem mehr dar. Seit dem Jahr 2003 ist Wootz Sitz der Gemeinde Lenzerwische.

Die Wootzer Kirche, eher eine Kapelle, ist ein schlichter rechteckiger, ziegelsichtiger Fachwerkbau mit einem kleinen verbretterten Dachturm aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dass bis heute das Patrozinium bekannt ist – der Sakralbau ist der Heiligen Katharina gewidmet – lässt darauf schließen, dass es anstelle der heutigen Kapelle einen Vorgängerbau gegeben haben dürfte, denn nach der Reformation wurden die Kirchen nicht mehr Heiligen geweiht.

Der Innenraum wird von einer flachen Holzdecke überzogen. Eine kurze Südempore diente als Patronatsloge der Familie von Wenckstern, deren Wappen hier sichtbar ist. Glanzstück ist ein großer spätgotischer Schnitzaltar. Der Inventarband der Kunstdenkmäler des Kreises Westprignitz von 1909 bezeichnet ihn als „kunstlose, sehr derbe Bauernarbeit, mit Figuren und unschön bunter Farbengebung.“ Auch wenn hier Schnitzfiguren aus mehreren Altären zusammengefügt wurden und die im Rahmen einer „Restaurierung“ (1924/25) veränderte Farbfassung wirklich etwas befremdlich wirkt, ist dieses Urteil jedoch ungerecht. Im Zentrum des Retabels steht eine Madonna in der Strahlenglorie, umgeben von in zwei Reihen angeordneten Heiligenfiguren. Weitere Heiligenfiguren finden sich in den seitlichen Flügeln, deren gemalte Rückseiten stark beschädigt sind.

Nachdem in den vorangegangenen Jahren die Fachwerkfassaden der Ost- und der Westseite saniert wurden, soll 2020 das schadhafte Fugenbild der Nord- und Südseite instandgesetzt werden. An der Finanzierung beteiligt sich neben Kirchengemeinde, Kirchenkreis und Kommune auch der Förderkreis Alte Kirchen.

Die Wootzer Kirche wird regelmäßig zu Gottesdiensten und weiteren kirchlichen Amtshandlungen genutzt, besonders in den Wintermonaten, da sie vor wenigen Jahren eine Heizung erhalten hat. In der Lenzer Wische ist die Kirche noch ein wichtiger Faktor im gesellschaftlichen Leben. Zudem liegt die Kapelle am Elberadweg und wird von Touristen gern besucht.

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