Die Turmkugel der Freyensteiner Kirche
von Ev. Kirchenkreis Prignitz
Seit Jahren bemüht sich die Kirchengemeinde Freyenstein um die Sanierung der Kirche. Nach Fertigstellung des Kirchendachs wird nun der komplette Turm mit Glockenanlage und Kirchturmuhr saniert.
Nun wurde während des Gottesdienstes am 4.3. eine 2. Messinghülse mit aktuellen Zeitdokumenten und Münzen neben die 1. Hülse mit den vorgefundenen Gold-und Silbermünzen gemeinsam vom Freyensteiner Gemeindekirchenrat in die Turmkugel gegeben.
Der Restaurator Hendrik Seipt aus Wittstock hat sehr viel Mühe aufgewendet, um den völlig verwitterten Text aus der Turmkugel der Freyensteiner Marienkirche zu rekonstruieren. Hier können Sie ihn lesen:
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Freyenstein den 27.9.1960
Nach vielen Aussprachen zwischen Kirchenvorstand und den ausführenden Betrieben kam es am 16. August des Jahres 1960 zu einem Ergebnis. Es waren sich nun alle einig, dass die Arbeiten am Kirchturm ausgeführt werden sollten. Es
begann mit dem Bau eines Gerüstes. Diese Arbeit war eine schwere doch eine Erfolg versprechende Sache. Der Gerüstbau wurde ausgeführt von den Zimmerern Alfred Arndt aus Schmolde und Karl-Heinz Krage aus Freyenstein, dem Dachdecker
Willi Schulz aus Freyenstein und Horst Schröder aus Freyenstein und dem Hilfsarbeiter Rudolf Brüning aus Freyenstein
Nun kam das umstrittene Gerede aus dem Volksmund, was wohl in der Kugel sein möge. Von älteren Männern hörte man, es sollen zwei Rollen Geld darin liegen, andere dagegen sprachen von Papieren und einige vermuteten gar nichts. Das Rätsel sollte gelöst werden und wurde es auch. Am 5. September 1960 gingen wir Dachdecker daran, das Rätsel zu lösen und öffneten die Kugel, welche schon durchschossen war und fanden zwei Kupferrohre, die an den Enden mit einem Deckel versehen waren. Wir öffneten sie und tatsächlich lag Geld darin. Das eine Rohr stammte aus dem Jahre 1843 und das andere aus dem Jahre 1888.
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Das Rohr aus dem Jahre 1843 war schon aufgeplatzt, wodurch die Dokumente, die sich hier drin befanden unlesbar geworden waren. Es befand sich außerdem Geld darin. Es war alles Gold und Silbergeld. Das zweite Rohr war aus dem Jahre 1888, worin die Dokumente besser zu lesen waren und ebenfalls Gold und Silbergeld drin gewesen war. Diese Dokumente und Geld brachten wir zum Pastor, welcher alles entgegennahm und es zu den alten Kirchenakten beifügte. In den Dokumenten aus dem Jahre 1888 stand geschrieben: „Im Jahre 1887 schlug der Blitz in den Kirchturm, wodurch die Instandsetzung notwendig wurde. Diese große Reparatur wurde im Jahre 1888 beendet. Eine neue Spitze kam auch auf den Turm, die angefertigt wurde von dem Schmiedemeister Rudolf Hefenbrock aus Freyenstein. Sie wurde am 24.10.1888 aufgesetzt. Da wurde auch gleich ein Blitzableiter angebaut.“ (Striche...) Da die Spitze durch Wind und Wetter der
ganzen Jahre schräge stand, war es notwendig, die Spitze zu richten. Es sollte losgehen. Die Spitze sollte gerichtet werden, doch es stellte sich heraus, es ging nicht mehr. So fassten wir den Entschluss, die ganze Spitze herunter zu nehmen und eine neue Spitze anzufertigen. Am 16. September wurde sie von Alfred Arndt, Karl-Heinz Krage, Willi Schultz, Jürgen
Schröder und Horst Schröder unter Lebensgefahr abgesägt und heruntergeholt.
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Der Schmiedemeister Adolf Ungnade wer...(?) Schmiede von dem Schmiedemeister Rudolf Hefenbrock heute hat ging an die Arbeit heran (?) und machte eine neue Spitze für den Turm. Die Kugel welche beim Herunterbringen vom Turm großen Schaden erlitt, machte auch er wieder vollständig in Ordnung. Am heutigen Tage ist es nun wieder soweit, die neue Spitze kommt auf den Turm und geht damit wieder ihrer Bestimmung entgegen als Wahrzeichen der Kirche und dem Frieden auf dem Kirchturm über den Dächern von Freyenstein hinaus zu ragen. Aufgesetzt wird die Spitze am 27. September
1960, in der Hoffnung, dass sie 1000 und noch mehr Jahre hindurch halten wird und zwar von Alfred Arndt aus Schmolde
Karl – Heinz Krage aus Freyenstein Willi Schultz und Horst Schröder aus Freyenstein und dem Schmiedemeister Adolf Ungnade, der hiermit wieder einmal sein Können bewiesen hat. Der Turmkopf wird auch anschließend wieder neu mit Schiefer eingedeckt und auch neue Zifferblätter werden an den Uhren angebracht sowie eine große Reparatur des
gesamten Turmes wird folgen. Auch diese Arbeiten führen die oben angeführten Zimmerer und Dachdecker aus.
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Diese Zeilen mögen unseren Nachfolgern, die in späteren Jahren noch einmal die Kugel öffnen, ein Vermächtnis sein, die
geschrieben wurden von den Dachdeckern Horst Schröder, der sich diese Arbeit gemacht hat, da von der Kirche aus nichts mehr in die Kugel hinein kommen sollte. Hiermit möchte ich meine Ausführungen beenden und demjenigen danken,
der diese Worte einmal später in den Volksmund trägt.
Horst Schröder, Karl-Heinz Krage, Alfred Arndt, Willi Schultz, Adolf Ungnade
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