Darf die Kirche kritisieren?
von "Der Prignitzer"
PRIGNITZ An Afghanistan scheiden sich die Geister. Eine klare Haltung zum Einsatz deutscher Soldaten am Hindukusch vertritt die Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann. Sie äußerte in ihrer Neujahrsrede im Berliner Dom unlängst massive Kritik an der Mission.
„Nichts ist gut in Afghanistan“, sagte Käßmann. „All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan.“ Auf die massive Kritik der Vertreterin der evangelischen Kirche folgte die massive Gegenkritik von Seiten der Politik.
So wies etwa Wolfgang Schäuble (CDU) darauf hin, Frau Käßmann solle nicht übersehen, dass die Bundeswehr im Auftrag der Vereinten Nationen in Afghanistan sei. Ähnlich problematisch sieht SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose die Predigt Käßmanns. Sie habe unrecht! und noch dazu die Position der Linkspartei vertreten.
Die Debatte über den Afghanistan-Einsatz lässt auch die Menschen in der Prignitz nicht kalt. Die Mehrheit steht hinter den Aussagen der Bischöfin, einige jedoch sind skeptisch, ob die Kirche sich in die politische Kontroverse einmischen sollte.
Letzteres sieht Hans-Georg Furian, Superintendent der evangelischen Kirche, Kirchenkreis Perleberg-Wittenberge im Gespräch mit „Prignitzer“-Redakteur
Jacques Kommer anders:
Herr Furian, böse Zungen behaupten, die Bischöfin habe sich nicht intensiv mit den politischen und historischen Hintergründen des Afghanistan-Einsatzes auseinander gesetzt...
Hans-Georg Furian:
Es ist einfach Frau Käßmann vorzuwerfen, sie habe sich zu wenig mit dem Thema beschäftigt, wenn man anderer Meinung ist. So muss man sich nicht mit den Argumenten auseinander setzen.
Hat Frau Käßmann denn Recht mit ihrer Meinung?
Frau Käßmann hat Recht, wenn sie kritisiert, dass zwischen der militärischen und zivilen Präsenz der Kräfte in Afghanistan ein Ungleichgewicht besteht. Wir können die Menschen dort nicht sich selbst überlassen. Auch sie haben unveräußerliche Rechte. Es ist unsere Aufgabe, dieses Rechtsbewusstsein bei den Menschen in Afghanistan zu stärken, aber nicht mit Gewalt. Denn Recht wird sich dort nur durchsetzen, wenn die Bevölkerung einen Lernprozess durchmacht. Den kann man durch Waffen nicht befördern. Im Übrigen sind Schulprojekte allemal zukunftsweisender als Soldaten.
Muss, darf oder soll sich Margot Käßmann überhaupt in die politische Debatte zum Afghanistan Einsatz einmischen?
Sie darf sich zu allen gesellschaftlichen Fragen äußern, sowohl als Privatperson, als auch als EKD-Ratsvorsitzende. Es ist sogar wichtig, dass sie als Kirchenvertreterin zu strittigen Themen in der Gesellschaft Stellung bezieht. Wir als evangelische Kirche müssen uns auf die Menschen beziehen. Frau Käßmann hat in ihrer Rolle als EKD-Ratsvorsitzende mit ihrer Meinung auch eine Orientierung für die Gemeinschaft.
Kritiker werfen Margot Käßmann vor, ihre beiden Rollen als Privatperson und als EKD-Ratsvorsitzende nicht klar genug voneinander getrennt zu haben...
...dass sie mit ihrer Meinung auch die evangelische Kirche repräsentiert, ist ihr sicher bewusst. Jedem Pfarrer ist bewusst, dass er die Kirche repräsentiert.
„Nichts ist gut in Afghanistan“, sagte Käßmann. „All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan.“ Auf die massive Kritik der Vertreterin der evangelischen Kirche folgte die massive Gegenkritik von Seiten der Politik.
So wies etwa Wolfgang Schäuble (CDU) darauf hin, Frau Käßmann solle nicht übersehen, dass die Bundeswehr im Auftrag der Vereinten Nationen in Afghanistan sei. Ähnlich problematisch sieht SPD-Außenpolitiker Hans-Ulrich Klose die Predigt Käßmanns. Sie habe unrecht! und noch dazu die Position der Linkspartei vertreten.
Die Debatte über den Afghanistan-Einsatz lässt auch die Menschen in der Prignitz nicht kalt. Die Mehrheit steht hinter den Aussagen der Bischöfin, einige jedoch sind skeptisch, ob die Kirche sich in die politische Kontroverse einmischen sollte.
Letzteres sieht Hans-Georg Furian, Superintendent der evangelischen Kirche, Kirchenkreis Perleberg-Wittenberge im Gespräch mit „Prignitzer“-Redakteur
Jacques Kommer anders:
Herr Furian, böse Zungen behaupten, die Bischöfin habe sich nicht intensiv mit den politischen und historischen Hintergründen des Afghanistan-Einsatzes auseinander gesetzt...
Hans-Georg Furian:
Es ist einfach Frau Käßmann vorzuwerfen, sie habe sich zu wenig mit dem Thema beschäftigt, wenn man anderer Meinung ist. So muss man sich nicht mit den Argumenten auseinander setzen.
Hat Frau Käßmann denn Recht mit ihrer Meinung?
Frau Käßmann hat Recht, wenn sie kritisiert, dass zwischen der militärischen und zivilen Präsenz der Kräfte in Afghanistan ein Ungleichgewicht besteht. Wir können die Menschen dort nicht sich selbst überlassen. Auch sie haben unveräußerliche Rechte. Es ist unsere Aufgabe, dieses Rechtsbewusstsein bei den Menschen in Afghanistan zu stärken, aber nicht mit Gewalt. Denn Recht wird sich dort nur durchsetzen, wenn die Bevölkerung einen Lernprozess durchmacht. Den kann man durch Waffen nicht befördern. Im Übrigen sind Schulprojekte allemal zukunftsweisender als Soldaten.
Muss, darf oder soll sich Margot Käßmann überhaupt in die politische Debatte zum Afghanistan Einsatz einmischen?
Sie darf sich zu allen gesellschaftlichen Fragen äußern, sowohl als Privatperson, als auch als EKD-Ratsvorsitzende. Es ist sogar wichtig, dass sie als Kirchenvertreterin zu strittigen Themen in der Gesellschaft Stellung bezieht. Wir als evangelische Kirche müssen uns auf die Menschen beziehen. Frau Käßmann hat in ihrer Rolle als EKD-Ratsvorsitzende mit ihrer Meinung auch eine Orientierung für die Gemeinschaft.
Kritiker werfen Margot Käßmann vor, ihre beiden Rollen als Privatperson und als EKD-Ratsvorsitzende nicht klar genug voneinander getrennt zu haben...
...dass sie mit ihrer Meinung auch die evangelische Kirche repräsentiert, ist ihr sicher bewusst. Jedem Pfarrer ist bewusst, dass er die Kirche repräsentiert.
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Kommentar von Horst |
Kommentar von Wolfgang Nier |
Dieses war hier der Fall. Nicht, dass ich mich den Äußerungen von Frau Käßmann nun anschließen würde. Doch ich habe wahrgenommen, dass diese Äußerungen eben nur ein Teil ihrer Predigt waren und letztendlich auch nur ein kleiner Teil. Aber er ist von den eher linkslastigen Medien und politischen Kräften mißbraucht worden, als "Schlachtenmaterial" für die Auseinandersetzung in der Afghanistandebatte.
Die Predigt von Frau Käßmann beinhaltete sehr viel mehr. Und das rückte bei mehrmaligem Lesen ihrer Predigt für mich stärker in den Vordergrund als dieser kleine Part um den Afghanistan- Einsatz.
Insofern musste ich einfach meine spontane Reaktion korrigieren.