Christen im Visier
von Pfr.i.R. Johannes Kölbel
Bei der Feier einer Messe in der französischen Normandie werden ein katholischer Priester und mehrere Gläubige ermordet.
Die Angreifer predigen in Arabisch und preisen Allah als den Größten. Gottloser geht es nicht mehr!
Als evangelischer Pfarrer bin ich zutiefst vom Tod meines katholischen Kollegen betroffen. Ich weiß ihn, seine Gemeindemitglieder, aber auch die Attentäter fest in Gottes Hand.
Ich fühle sehr mit den Angehörigen, mit allen Gläubigen und mit allen Franzosen. Das katholisch geprägte Frankreich ist im Herzen und in der Seele tief verletzt.
Natürlich fordern auch Christen, nicht nur in Bayern, jetzt mehr Sicherheit. Natürlich wird alles getan werden um Kirchen und ihre Besucher zu schützen. Natürlich will ich nicht meine persönliche Angst regieren lassen. Und natürlich gibt es keine Garantie für den gesellschaftlichen und internationalen Frieden.
Gottvertrauen ist jetzt kein hohles Wort. Es muss alltäglich gelebt sein, mit Gebeten für den Frieden, für die Opfer von Gewalt und die Gewalttäter. Gottvertrauen steht in der Verbindung zum Vertrauen zwischen Menschen. Ständiges Misstrauen vergiftet uns, die Gesellschaft und hat nichts mit einem Glauben gleich welcher Art zu tun. Die eigene Friedfertigkeit und Gewaltlosigkeit sind gefragt!
Ja, Gott ist groß, barmherzig, aber auch gerecht. Er richtet. Er richtet nicht hin sondern aus für die Ewigkeit. Mit meinem Verstand kann ich das nicht übersehen. Haß und Rache muß ich selbst nicht haben und nicht üben!
Kirchen müssen weiter offene Räume der Stille und des Gebetes sein! Gottesdienste bleiben für alle offen. Ich werde keine Pistole unter dem Altar tragen. Es bleibt dabei: Wer leichtfertig das Schwert in die Hand nimmt ist in der Gefahr, durch das Schwert umzukommen. Gewalt erzeugt wiederum Gewalt.
Einem Generalverdacht gegen Geflüchtete müssen wir widerstehen!
Mensch, laßt uns einander in die Augen schauen. Laßt uns viel miteinander reden, besonders Christen mit Muslimen und umgekehrt.
Johannes Kölbel, Ev.Pfarrer im Sprengel Meyenburg und Beauftragter für Flucht, Migration und Integration im Ev.Kirchenkreis Prignitz
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