Buchtipp: Kriegergedächtnismale in den Kirchen der Prignitz

von Ev. Kirchenkreis Prignitz

Noch heute gehören sie zum Inventar zahlreicher Dorfkirchen: Kriegergedächtnistafeln für die gefallenen und vermissten Soldaten aus den Kriegen der vergangenen gut zwei Jahrhunderte. Heute und bereits seit einiger Zeit sind diese Gedächtnismale umstritten. Einerseits verkörpern sie die Erinnerung an oftmals sogar mehrere Angehörige von Familien, die über Jahrhunderte die Ortsgeschichte prägten. Zum anderen jedoch unterscheiden sie nicht zwischen Tätern und Opfern; sie verehren „Helden“ – und unser heutiges Verhältnis zum Heldentum hat sich glücklicherweise grundlegend geändert.

Für die Prignitz hat Sylvia Müller-Pfeifruck in Verbindung mit einer Ausstellung, die im vergangenen Jahr im Stad-tund Regionalmuseum Perleberg zu sehen war, ein Buch herausgegeben, das einerseits einen Katalog für noch heute über 300 in den Kirchen der Region vorhandene Kriegergedächtnistafeln darstellt, andererseits auch die historischen Hintergründe beleuchtet und hinterfragt.

Auch nach der Wende entstanden in nicht allzu geringer Zahl neue Gedächtnismale in Kirchen. Deren Aussagen sind durchaus ambivalent. Während mancherorts noch immer lediglich der gefallenen und vermissten Soldaten gedacht wird, sind es anderswo die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Leider nur selten wird der Wunsch nach Frieden und die Verurteilung des Krieges ausdrücklich artikuliert.

Der Umgang mit diesen Ausstattungsstücken unserer Kirchengebäude bleibt schwierig. Auch unbequeme Denkmale müssen erhalten und ausgehalten werden. Vielleicht wäre es ja schon ein Anfang, diesen Gedächtnismalen – durchaus in ihren historischen Kontext gestellt – durch einen gegenwartsbezogenen Begleittext eine zukunftsbezogene Bedeutung zu geben.

Sylvia Müller-Pfeifruck: Gedächtnismale in den Kirchen der Prignitz.
Herausgegeben vom Stadt- und Regionalmuseum Perleberg, 2020
ISBN 978-3-00-067025-1

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