Bikerandacht
von Superintendent Hans-Georg Furian
Liebe Anwesende, Worte können Brücken sein. Sie tragen uns, wenn wir verstummen. Sie sind wie Verkehrszeichen: sie zeigen, wie wir auf das, was kommt, reagieren können. Worte sind Spiegel, die zeigen, wer wir sind. Ich als Christ finde solche Worte in der Bibel. Darum habe ich Ihnen ein Wort aus der Bibel mitgebracht, den 23. Psalm. Auf ihn hören wir als Gebet:
„Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Er baut mich auf. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“ Amen
Liebe Anwesende,
diese Worte sind wie ein Spiegel. Sie zeigen, wo wir leben, nämlich nie ohne Gott sondern im Blickfeld der Macht des Lebens. Das Bild von Gott als einem Hirten erinnert daran.
Dass wir in seinem Blickfeld unser Leben führen gilt auch dann, wenn wir Gott, die Macht des Lebens, vergessen haben, aus dem Blick verloren haben oder nie kannten. Auch dann bleiben wir in seinem Blickfeld.
Für mich ist das mehr, als eine psychologische Beruhigung. Warum?
Weil wir immer ein Bild vom Ganzen haben müssen, damit wir wissen, wo die Reise unseres Lebens hingeht.
Der 23. Psalm ist so eine Reisebeschreibung. Er erwähnt, worauf man sich einzustellen hat: es gibt tolle Stunden – vom frischen Wasser ist da die Rede - ; es gibt falsche Wege, die man besser auslässt – vom rechten Weg ist da die Rede -; und es gibt Sackgassen, in denen die Sekunden zu Stunden werden – vom finsteren Tal ist die Rede. All das gehört zum Leben dazu. Und doch ergibt sich ein Ganzes nicht, wenn man diese Einzelheiten addiert. Das wäre nämlich so, als sollte man ein Puzzel aus tausenden Teilen zusammenlegen, ohne den Deckel und das dortige Bild zu kennen. Auf der Fahrt, die unser Leben ist, haben wir – bildlich gesprochen – die Aufgabe, uns selber zu gestalten, uns selbst zusammenzusetzen aus dem, was an Gelegenheiten am Wegrand sich bietet und dem, was wir an Fähigkeiten mit in die Wiege gelegt bekamen. Wir müssen uns im Laufe unseres Lebens selbst finden. Ständig schaffen wir neu, wer wir sind. Ständig legen wir - in übertragenem Sinne – dies und jenes Puzzelteil an uns an. Manche passen, andere erweisen sich als Irrtum - so wie der 23. Psalm das ja auch beschreibt. In dem wir uns so zusammensetzen haben wir immer das Problem, dass wir nicht wissen, wer wir sind und schon gar nicht, wer wir sein werden. Wir bräuchten ein Bild vom Ganzen unseres Lebens – so wie man beim Puzzeln einen Deckel und das dortige Bild braucht. Vom Endzustand her legt man die Einzelteile zusammen. Nur, dass wir so ein Bild von uns eben nicht haben. Und dennoch setzen wir voraus, dass es so ein Bild gibt, dass es sich nachbauen lässt und so das Ganze einen Sinn hat – und darum auch mein Leben sinnvoll sein kann. Wir setzen das voraus. Wir reden nicht drüber – aber in allem, was wir tun und in allem, was uns vervollständigt, setzen wir voraus, dass es das Bild von mir gibt, das ich zusammenzusetzten habe.
Diese Unterstellung, dass es so ein Bild von mir gibt – und darum mein Leben ein Sinn und ein Ziel hat – diese Unterstellung ist es, auf die der christliche Glaube sich bezieht, die er aufgreift und der er einen Grund gibt: Gott. Bei ihm – als dem guten Hirten – liegt jener Deckel des Puzzles; liegt das Bild, das jeder ist und das keiner kennt und zu dem hin wir auf der Reise unseres Lebens unterwegs sind.
Ob man nun glaubt, dass Gott als guter Hirte dabei ist, wenn man die Reise durchs Leben antritt oder nicht; immer setzt man voraus, dass man ankommen kann – nämlich bei sich selbst. Immer unterstellt man, dass das Leben einen Sinn haben kann, den niemand machen kann – und doch jeder nötig hat.
Wir Christen haben einen guten Grund dafür, dass das Leben einen Sinn haben kann: Gott – die Quelle des Lebens. Weil es das Bild von mir schon bei Gott gibt, nur darum kann mein Leben einen Sinn haben – und ohne diese Unterstellung gelänge es nicht.
Dies gilt nun auch gerade dann, wenn etwas passiert, was wir nicht verstehen können: Trennungen, Unfall und Krankheit, ja selbst Sterben und Tod. Im letzten Jahr sind in unserem Landkreis 42 Unfälle mit Mopeds oder Motorrädern passiert. 22 Menschen verletzten sich, 13 schwer und einer ist umgekommen. Keiner kann da die Frage: 'Warum', beantworten; auch kein Christ.
Aber wir glauben, dass Gott die Antwort kennt – und unsere Lebensfahrt nie ein Ende, sondern immer ein Ziel hat: nämlich bei ihm. Gott umgibt uns. Darum können wir nie tiefer fallen, als in dieses Geheimnis, von dem alles kommt. Weil er uns umgibt, deshalb stehe ich hier; als Hinweiszeichen auf ihn. Darum ist auch die evangelische Kirche mit ihnen unterwegs und für Sie da. Und deshalb gedenken wir hier auch der Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer, die heute nicht kamen – nach einer Schweigeminute spreche ich das Vaterunser –. Amen
„Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Er baut mich auf. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“ Amen
Liebe Anwesende,
diese Worte sind wie ein Spiegel. Sie zeigen, wo wir leben, nämlich nie ohne Gott sondern im Blickfeld der Macht des Lebens. Das Bild von Gott als einem Hirten erinnert daran.
Dass wir in seinem Blickfeld unser Leben führen gilt auch dann, wenn wir Gott, die Macht des Lebens, vergessen haben, aus dem Blick verloren haben oder nie kannten. Auch dann bleiben wir in seinem Blickfeld.
Für mich ist das mehr, als eine psychologische Beruhigung. Warum?
Weil wir immer ein Bild vom Ganzen haben müssen, damit wir wissen, wo die Reise unseres Lebens hingeht.
Der 23. Psalm ist so eine Reisebeschreibung. Er erwähnt, worauf man sich einzustellen hat: es gibt tolle Stunden – vom frischen Wasser ist da die Rede - ; es gibt falsche Wege, die man besser auslässt – vom rechten Weg ist da die Rede -; und es gibt Sackgassen, in denen die Sekunden zu Stunden werden – vom finsteren Tal ist die Rede. All das gehört zum Leben dazu. Und doch ergibt sich ein Ganzes nicht, wenn man diese Einzelheiten addiert. Das wäre nämlich so, als sollte man ein Puzzel aus tausenden Teilen zusammenlegen, ohne den Deckel und das dortige Bild zu kennen. Auf der Fahrt, die unser Leben ist, haben wir – bildlich gesprochen – die Aufgabe, uns selber zu gestalten, uns selbst zusammenzusetzen aus dem, was an Gelegenheiten am Wegrand sich bietet und dem, was wir an Fähigkeiten mit in die Wiege gelegt bekamen. Wir müssen uns im Laufe unseres Lebens selbst finden. Ständig schaffen wir neu, wer wir sind. Ständig legen wir - in übertragenem Sinne – dies und jenes Puzzelteil an uns an. Manche passen, andere erweisen sich als Irrtum - so wie der 23. Psalm das ja auch beschreibt. In dem wir uns so zusammensetzen haben wir immer das Problem, dass wir nicht wissen, wer wir sind und schon gar nicht, wer wir sein werden. Wir bräuchten ein Bild vom Ganzen unseres Lebens – so wie man beim Puzzeln einen Deckel und das dortige Bild braucht. Vom Endzustand her legt man die Einzelteile zusammen. Nur, dass wir so ein Bild von uns eben nicht haben. Und dennoch setzen wir voraus, dass es so ein Bild gibt, dass es sich nachbauen lässt und so das Ganze einen Sinn hat – und darum auch mein Leben sinnvoll sein kann. Wir setzen das voraus. Wir reden nicht drüber – aber in allem, was wir tun und in allem, was uns vervollständigt, setzen wir voraus, dass es das Bild von mir gibt, das ich zusammenzusetzten habe.
Diese Unterstellung, dass es so ein Bild von mir gibt – und darum mein Leben ein Sinn und ein Ziel hat – diese Unterstellung ist es, auf die der christliche Glaube sich bezieht, die er aufgreift und der er einen Grund gibt: Gott. Bei ihm – als dem guten Hirten – liegt jener Deckel des Puzzles; liegt das Bild, das jeder ist und das keiner kennt und zu dem hin wir auf der Reise unseres Lebens unterwegs sind.
Ob man nun glaubt, dass Gott als guter Hirte dabei ist, wenn man die Reise durchs Leben antritt oder nicht; immer setzt man voraus, dass man ankommen kann – nämlich bei sich selbst. Immer unterstellt man, dass das Leben einen Sinn haben kann, den niemand machen kann – und doch jeder nötig hat.
Wir Christen haben einen guten Grund dafür, dass das Leben einen Sinn haben kann: Gott – die Quelle des Lebens. Weil es das Bild von mir schon bei Gott gibt, nur darum kann mein Leben einen Sinn haben – und ohne diese Unterstellung gelänge es nicht.
Dies gilt nun auch gerade dann, wenn etwas passiert, was wir nicht verstehen können: Trennungen, Unfall und Krankheit, ja selbst Sterben und Tod. Im letzten Jahr sind in unserem Landkreis 42 Unfälle mit Mopeds oder Motorrädern passiert. 22 Menschen verletzten sich, 13 schwer und einer ist umgekommen. Keiner kann da die Frage: 'Warum', beantworten; auch kein Christ.
Aber wir glauben, dass Gott die Antwort kennt – und unsere Lebensfahrt nie ein Ende, sondern immer ein Ziel hat: nämlich bei ihm. Gott umgibt uns. Darum können wir nie tiefer fallen, als in dieses Geheimnis, von dem alles kommt. Weil er uns umgibt, deshalb stehe ich hier; als Hinweiszeichen auf ihn. Darum ist auch die evangelische Kirche mit ihnen unterwegs und für Sie da. Und deshalb gedenken wir hier auch der Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer, die heute nicht kamen – nach einer Schweigeminute spreche ich das Vaterunser –. Amen
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