Aus 10 wird 1

von Pfrn. Agnes-Maria Bull

Zu unserem Pfarrsprengel Karstädt-Land gehören 912 Gemeindeglieder in 10 Kirchengemeinden mit 18 Dörfern, 8 Gemeindekirchenräte, 11 Kirchen, 5 kirchliche Friedhöfe, 4 Pfarr- und Gemeindehäuser und das wohl einzige Pfarrhausmuseum im Lande.

Am 1. Januar 2025 schließen sich alle Kirchengemeinden unseres Pfarrsprengels zur Kirchengemeinde Karstädt-Land zusammen.

Der Anlass für diese Fusion ist das Mindestmitgliederzahlgesetz, welches die Landeskirche im Jahr 2021 beschlossen hat. Darin ist festgelegt, dass zu einer Kirchengemeinde mindestens 300 Gemeindeglieder gehören.

Damit passen wir unsere kirchlichen Strukturen an unsere heutige Realität an. Die bisherigen Strukturen sind im Mittelalter entstanden, als fast jedes Kirchdorf einen eigenen Pfarrer hatte. Er feierte an den Sonn- und Feiertagen die Gottesdienste, taufte, traute, besuchte und beerdigte die Gemeindeglieder. Gesprächskreise, Treffen für Kinder und Konfirmanden,
Gemeindekirchenräte und eine Verwaltung gab es noch nicht. Für den Bau und die Erhaltung der Kirche war der Patron bzw. waren die Bauern des Dorfes zuständig.

Seit diesen Zeiten ist viel Wasser die Löcknitz heruntergeflossen… Der Dienst der Pfarrerin, des Pfarrers ist vielfältiger und umfangreicher geworden. Zudem haben Ehrenamtliche vor allem in den letzten Jahrzehnten immer mehr Verantwortung und Aufgaben übernommen.

Zum Glück. Dadurch ist so vieles möglich!

Inzwischen ist es vor allem in kleineren Kirchengemeinden schwierig, mindestens 5 Kandidaten für die Gemeindekirchenratswahl zu finden, die nicht miteinander verwandt sind. Das war ein Beweggrund, warum wir uns in unserem Pfarrsprengel für die Vereinigung zu einer Kirchengemeinde entschieden haben. Im vergangenen Jahr haben wir - Vertreter aus allen Gemeindekirchenräten und ich - mehrfach beraten, welche Struktur sinnvoll und zukunftsfähig ist und uns die Arbeit als Ehrenamtliche und als Pfarrerin erleichtert.

Ich bin dankbar für diese Entscheidung, denn ein Gemeindekirchenrat (statt 8) bedeutet für mich weniger Verwaltungsaufwand und mehr Zeit für andere Aufgaben in der Gemeinde.

Ab 1.1.2025 bis zur Gemeindekirchenratswahl im November 2025 werden alle derzeitigen 40 Kirchenältesten, 7 Ersatzältesten und ich als Pfarrerin einen Gemeindekirchenrat bilden. Im Laufe des kommenden Jahres werden wir genau überlegen und entscheiden, wie der neue Gemeindekirchenrat der Kirchengemeinde zusammengesetzt sein wird. Es gibt die Überlegung, dass aus jedem Kirchdorf (oder/und den dazugehörigen Dörfern ohne Kirche) ein Kirchenältester und ein Ersatzältester im gemeinsamen Gemeindekirchenrat mitarbeiten.
11 Kirchenälteste + 11 Ersatzälteste + Pfarrerin würden dann gemeinsam die Gemeinde leiten.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass es auch weiterhin in jedem Dorf ein Ehrenamtlichen-Team gibt, das reihum den Läute- und Kirchendienst übernimmt, Gottesdienste mitgestaltet, bei den Krippenspielproben mitwirkt, sich um die Kirche und das Kirchengelände, gegebenenfalls den Friedhof und das Gemeindehaus kümmert.

Auch die Feste vor Ort wie Dorf- und Konfirmationsjubiläen werden wir in diesem Team gemeinsam vorbereiten. Zudem sind diese Ehrenamtlichen wichtig, um den Kirchenältesten
und Ersatzältesten bei wichtigen Entscheidungen wie Gottesdiensten, Festen, Baumaßnahmen, Vermietung, Verpachtung und Friedhofsangelegenheiten zu beraten und zu unterstützen. So fördern wir gemeinsam das Miteinander zwischen dem Gemeindekirchenrat, der die ganze Kirchengemeinde im Blick hat, und den Gemeindegliedern vor Ort.

Die Vereinigung der Kirchengemeinden ist eine Strukturveränderung. Ansonsten bleibt alles in gewohnter Weise: Gottesdienste, Andachten und Feste in allen Dörfern, mehrere Kirchencafé-Runden, Angebote für Kinder in verschiedenen Orten, gemeinsame Treffen der Konfirmandengruppen und des Singekreises.

Und möglicherweise entsteht ja in der kommenden Zeit noch weiteres… Für manche ist es ein ungewohnter Gedanke, dass ihre Kirchengemeinde ab dem kommenden Jahr nicht mehr eigenständig sein wird. Manche haben Bedenken, andere sehen die Vorteile und wiederum andere die Verantwortung für die nächsten Kirchenältesten-Generationen.

Ich bin zuversichtlich, dass das Vertrauen und das Zusammengehörigkeitsgefühl wachsen werden, dass wir Antworten auf Fragen und Lösungen für Herausforderungen finden werden. Vor allem werden wir weiterhin christliche Gemeinde in unseren Dörfern sein und mit Gottes Segen und unserer Kraft fröhlich und hoffnungsvoll glauben und andere dazu einladen.

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