Zur Prädikantin berufen

von Susanne Liedtke

Erschienen in der evangelischen Wochenzeitung dieKirche, Ausgabe 21, Seite 8 vom 24. Mai 2015

Wenn Elisabeth Hackstein am Ende des Gottesdienstes ihre Hände zum Segen hebt, sind es oft nur wenige Gläubige, die vor ihr stehen – ein gewohntes Bild für die Prädikantin, die ihren Dienst im dünn besiedelten Kirchenkreis Prignitz tut. Elisabeth Hackstein gehört zu den Begründerinnen des Prädikantenkonventes, den es seit 2009 in der EKBO gibt, und ist Vorsitzende von dessen Sprecherkreis. Susanne Liedtke befragte sie zur Situation der ehrenamtlichen Verkündigung auf dem Lande.

Frau Hackstein, Pfarrerinnen und Pfarrer haben in ländlichen Regionen wenige Christen an vielen Orten zu betreuen. Was bedeutet das für die Verkündigung?

Elf Kirchen zählt der Pfarrsprengel Heiligengrabe im Kirchenkreis Prignitz, dazu das Diakonissenhaus Friedenshort. Ohne die ehrenamtliche Unterstützung von Lektoren und Prädikanten ist es hier wie in vielen ländlichen Regionen kaum möglich, an allen Orten mit einer gewissen Regelmäßigkeit Gottesdienste anzubieten. Besonders an Feiertagen kann der Gemeindepfarrer es alleine nicht mehr schaffen.

Wie wird Ihr Dienst als Prädikantin in der Prignitz wahrgenommen?

Ich erlebe hier eine große Wertschätzung von Seiten der Pfarrerinnen und Pfarrer, und gleichermaßen von den Kirchengemeinden.

Welcher Weg hat Sie in die ehrenamtliche Verkündigung geführt?

Ich bin Stiftsfrau im Kloster Stift zum Heiligengrabe und im Ruhestand. Für mich, und so verstehe ich es für alle Haupt- und Ehrenamtlichen im Dienst der Kirche, steht am Beginn des Weg eine persönliche Berufung: Mit 54 Jahren studierte ich noch einmal Theologie und schloss mit einer Promotion ab. 2008 wurde ich als Prädikantin in den ehrenamtlichen Verkündigungsdienst entsendet und für den Kirchenkreis Prignitz beauftragt.

Obwohl Sie ein theologisches Studium haben, sind Sie keine Pfarrerin. Was macht den Unterschied?

Mein Dienst ist ehrenamtlich. Ich springe ein, wo ich gebraucht werde, halte Gottesdienste mit freier Wortverkündigung und teile das Abendmahl aus. Allerdings bin ich nicht für eine feste Gemeinde zuständig, auch nicht für den Seelsorgebereich und weitere Sakramente. Trotz theologischen (Fern)-Studiums werden Prädikanten in der EKBO nicht ordiniert, sondern beauftragt. Die Gläubigen nehmen den Unterschied im Gottesdienst allerdings kaum wahr, denn optisch unterscheidet sich der Prädikantentalar nur wenig von dem der Pfarramtskollegen.

Als Leiterin stehen Sie dem Prädikantenkonvent der Landeskirche vor. Weshalb gibt es keinen gemeinsamen Konvent mit dem Pfarrkollegium?

Der Prädikantenkonvent trifft sich jährlich. Die Teilnahme von – zumeist berufstätigen – Prädikanten an Pfarrkonventen scheitert schon daran, dass diese vormittags in der Woche stattfinden. Ein gemeinsamer Konvent, wenigstens halbjährlich, wäre meines Erachtens aber sinnvoll für Austausch und Vernetzung von Haupt- und Ehrenamt.

Im Kirchenkreis Prignitz gibt es seit vergangenem Jahr einen Gottesdienst-Arbeitskreis mit Ehren- und Hauptamtlichen. Welche Ideen sind daraus entstanden?

Gemeinsam suchen wir nach neuen Wegen und Formen, wie wir trotz schwieriger Lage in Zukunft weiter regelmäßig Gottesdienste feiern können. So wäre es möglich, dass Gemeindeglieder gemeinsam Übertragungen von Rundfunk- oder Fernsehgottesdiensten anschauen – viele Winterkirchen und Gemeinderäume laden dazu ein. Ein anderer Weg können Regionalgottesdienste sein, wo sich Menschen mehrerer Dörfer an einem Ort zusammenfinden.

Der Rat der EKD wünscht sich in seinem Impulspapier als „fünftes Leuchtfeuer“ ein Verhältnis 1:1:1 von Pfarr-, Lektoren- und Prädikantendienst. Wie sieht die Realität aus?

Die Zahl der Ehrenamtlichen in der Verkündigung nimmt zu, obwohl wir als eigene Gruppe kaum wahrgenommen werden. Im gesamten Bereich der EKBO sind etwa 150 Prädikanten tätig. Im Kirchenkreis Prignitz gibt es nur drei Prädikanten, in Kyritz niemanden. Gerade dort, wo der Bedarf am größten ist, gib es eine echte Not. Daher ist es wichtig, diesen ehrenamtlichen Dienst weiter zu stärken.

 

Lektorenausbildung sowie Prädikanten kurse nach theologischer Vorbildung starten wieder im Herbst 2015 beim AKD in Berlin.

Telefon (030) 3191215
E-Mail: gemeinde@akd-ekbo.de
www.akd-ekbo.de

Weitere spannende Artikel und Informationen finden Sie auf der Homepage http://www.die-kirche.de/

 

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