Wort zur Woche

von Pfr. Alexander Bothe

Morgen ist Erntedankfest. „Erntedank“ lese ich auf einer großen Werbetafel an der Straße. Nein, keine Werbetafel der Kirche, sondern einer großen Einzelhandelskette. Wie schön, denke ich – und stutze beim Weiterlesen: „Erntedank an dich!“ Bin ich gemeint, als Kunde oder Adressat der Werbung? Wem gilt der Dank?

Gilt nicht der Dank beim Erntedankfest Gott? Andererseits: Es gibt kaum etwas, von dem ich lebe, das nicht auch durch Menschenhände gegangen ist. Ob ich nun als potentieller Kunde gemeint bin oder nicht: Beim Erntedankfest auch die menschliche Arbeit zu würdigen, ist sicher nicht verkehrt. Gottes Gaben und der Menschen Arbeit gehen Hand in Hand.

„Wie war die Ernte in diesem Jahr?“ frage ich beim Gemeindeabend. „Es war kein besonders gutes Gartenjahr.“ „Der Mais ist so gut gewachsen wie nie!“ „Die Getreideernte war durchwachsen…“ Es werden unterschiedlichen Erfahrungen ausgetauscht. Dann wird erzählt, was man so aus den geernteten Sachen gemacht hat: Da wurden 200 Gläser Marmelade gekocht. Manch einer macht Obstwein oder Schnaps. Es ist eine muntere Gesprächsrunde.

Auch das gehört zu Erntedank: Die Freude an dem, was man aus den guten Gaben Gottes gemacht hat. Schließlich erzählt einer, worüber er sich besonders freut: Wenn aus dem, was Gott geschenkt hat und menschliche Hände verarbeitet haben, Zeichen der Gemeinschaft wird, indem der Nachbar ein Glas Kirschen bringt oder eine andere Dorfbewohnerin einen Korb mit Äpfeln vor die Tür stellt. Man bedankt sich, besucht sich und spürt: Wir gehören zusammen. Gut, dass wir einander haben.

Morgen kommen wir in den Kirchen zusammen und bringen die Erntedankgaben vor den Altar. Die Kirchen sind geschmückt und vom Duft der Gaben erfüllt. Mancherorts singt der Kirchenchor. Der Dank an Gott und die Freude an der Gemeinschaft gehören zusammen. Dazu gehört auch, dass die Gaben anschließend verteilt werden an eine Tafel oder an Menschen, die sie gebrauchen können. Gott beschenkt reichlich. Die Verteilung seiner Gaben hat er den Menschen anvertraut.

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