Wort zur Woche

von Pfarrer Christian Gogoll

Ausnahmesituation?

Es war am vergangenen Samstag gegen 21.30 Uhr. Eine anstrengende Woche lag hinter mir. Die Informationen und Nachrichten zur Entwicklung von Corona überschlugen sich. Kaum hatte ich mich auf eine Empfehlung eingelassen, war sie schon nicht mehr aktuell. Drastische Maßnahmen sind getroffen worden, mit denen ich vor einigen Tagen gar nicht gerechnet hätte. Mittlerweile hatte es klare Bestimmungen und Anweisungen für meine Arbeitssituation gegeben, die mir etwas Sicherheit und damit etwas Ruhe brachten. Doch dann…

Gerade saß ich am Schreibtisch, plötzlich geht das Licht aus. Und nicht nur das…alles ist aus, finster, Dunkelheit…

Mein Blick ging durchs Bürofenster auf die Dorfstraße, Taschenlampen gehen an, Menschen gehen vor die Haustür, um zu schauen, ob auch anderswo der Strom fehlt. Tatsächlich, auch die Straßenbeleuchtung ist aus. Stromausfall im gesamten Ort. Nun bewegen sich die Taschenlampen. Mein Nachbar kommt rüber und fragt nach.

Ohne Strom, mitten in der Nacht zum Sonntag und das in Corona Zeiten. Das geht doch gar nicht! Spätestens jetzt, so denke ich, hat die Stunde der Verschwörungstheoretiker geschlagen…

Aktuelle Informationen darüber, was jetzt los war, wären gut. Jemanden anrufen, das wäre jetzt gut. Die Störungsstelle der Stromversorger - gute Idee. Aber halt, das Telefon geht ja nicht. Und wie war doch gleich die Nummer? „Schau mal im Internet…“, zu dumm, geht ja auch nicht… Mein Nachbar hat ein Handy, zum Glück! Doch halt, Akku ist fast leer…

Mein Akku ist noch voll, zwar ist der Empfang miserabel, aber ein Versuch ist es wert. Beim Durchstöbern der Hausakten nach der richtigen Telefonnummer, nur beleuchtet mit einer schwachen Taschenlampe, macht sich in mir eine gewisse Beklemmung breit. Ich kann und ich möchte es gar nicht leugnen. Die Kinder bekommen alles mit und werden langsam unruhig.

Tatsächlich erreiche ich die Störungsstelle. Eine Stimme vom Band sagt mir, dass eine weitflächige Störung vorliegt, dass die Mitarbeiter mit Hochdruck an der Wiederherstellung der Stromversorgung arbeiten und dass Geduld und Verständnis die Devise der Stunde seien.

Ich überlege kurz, was ein längerer Stromausfall für meine Familie und mich, für den Ort eigentlich bedeuten würde; aber das kann ich mir in jenem Moment gar nicht vorstellen.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde ist der Spuk vorbei. Alles geht wieder. Das Licht geht wieder, Telefon und Internet sind in Ordnung und die Heizung läuft auch wieder. „Gott sei Dank!“ – im wahrsten Sinne des Wortes.

Was ich gelernt habe: Nichts ist selbstverständlich, gerade in dieser Ausnahmezeit.

Aber ich bin dankbar für das, was weiterhin gut funktioniert. Die Unterstützung in den Familien, die Hilfe in der Nachbarschaft und der Zusammenhalt im Kollegenkreis. Wir stehen zusammen und helfen, wo wir können. Bleiben Sie behütet und passen Sie auf sich auf.

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