Wort zur Woche

von Pfr.i.R. Johannes Kölbel

Geht uns die Luft aus?

Manchmal fehlt uns die Zeit zum Durchatmen. Und immer wieder haben wir einen Grund zum Aufatmen. All diese Sätze gelten und beschreiben, wie sehr wir mit der Luft und durch sie leben.

„Die Luft ist kostbar für den roten Mann-denn alle Dinge teilen denselben Atem-das Tier, der Baum, der Mensch-sie alle teilen denselben Atem. Der weiße Mann scheint die Luft, die er atmet, nicht zu bemerken; wie ein Mann, der seit vielen Tagen stirbt, ist er abgestumpft gegen den Gestank...“

Bin ich dieser weiße oder bleiche Mann? Es berührt und beeindruckt mich, wie Häuptling Noah Seattle in seiner berühmten Washingtoner Rede 1854 es beschreibt. Es ging um einen Landverkauf. „Und wenn wir Euch unser Land verkaufen, so müsst Ihr es als ein besonderes und geweihtes schätzen, als einen Ort, wo auch der weiße Mann spürt, daß der Wind süß duftet von den Wiesenblumen...“

Der Überlieferungsweg dieser Rede eines Indianers ist umstritten, wie der der biblischen Schöpfungsgeschichte auch. Doch die aktuellen Dinge sind in ihr genau auf den Punkt gebracht: Es geht um die Ehrfurcht vor allem Leben,Wir leben von der Luft, die wir selbst nicht geschaffen haben und wir haben sie sauber zu halten, ganz eigennützig, weil sie für alle reichen muss.

Wie lebe ich? Sorglos, gefühllos und abgestumpft? Schmerzt es mich in der weiten Prignitz, wenn Menschen im Smog einer Großstadt leben müssen? Wie selbstverständlich atme ich ein und atme ich aus in der Gewissheit, dass genügend Sauerstoff in einer sauberen Luft vorhanden ist. Bemerke ich noch die Qualität der Luft? Weiß ich, dass sie alles was lebt durchströmt?

Meinem Atem nachzuspüren bringt mir Ruhe und eine neue Bewusstheit in allem Unbewussten. „Der Wind gab unseren Vätern den ersten Atem und empfängt ihren letzten. Und der Wind muss auch unseren Kindern den Lebensgeist geben...“ Das ist kein primitives Denken einer Rothaut. Häuptling Seattle findet wunderschöne Bildworte für das, was ich heute verstehen muss: Alles was ich tue und was ich lasse hat weitreichende Wirkungen für meine Kinder und ihre Kinder. Ich lebe von dem was vor meinem Leben geschehen ist.

Und nur, wenn wir uns Menschen als Geschwister mit Schwester Luft und Bruder Hambacher Forst verstehen, werden wir weiter auf der Mutter Erde, geschaffen von Gott Vater leben können. Gott hat die Rothaut und das Bleichgesicht geschaffen. Und er sprach und spricht: Und siehe es war und ist alles sehr gut!

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