Moment Mal

von Superintendentin Eva-Maria Menard

Versuch’s mal mit Genügsamkeit

Die Elbe hat uns ihre stürmisch-kalte Schulter gezeigt. Windstärke 6-7 und Sturmböen bis zu 80 km/h. Auf der Elbwiese flogen am vergangenen Wochenende die Zelte weg. Standbetreiber befestigen ihre Planen an Autokarossen oder stellten sich selbst als Windschutz auf, damit der Grill für die Bio-Burger nicht ausgeht

Die Wilsnacker Glocke konnte nicht per Boot geschippert kommen und das selbstgezimmerte Floß der Jugendlichen wurde nach einem kurzen Testlauf - es trug! - wieder zerlegt.
Der Traum von einem sommerlich-warmen Elbekirchentag auf der Wiese mit Livemusik, Picknick, offenen Singen, Taufen, Gesprächen und entspannten Menschen, die Eis schleckend von Stand zu Stand ziehen, erfüllte sich nicht. Diejenigen, die dem Wind eine zeitlang trotzten, verzogen sich bald ins klappernde Zelt oder - Gott und der Gemeinde sei Dank! - in die bergende Kirche von Lenzen. Statt auf der Elbwiese wurde spontan dort gesungen und getanzt, geseufzt und gelacht.

Dennoch: Ich kann der Elbe ihre demonstrativ gezeigte kalte Schulter nicht übelnehmen, auch wenn es einiger Improvisation bedurfte und so manche Enttäuschung aufkam.

Die Elbe hat gezeigt, dass sie  immer noch ein ungebändigter Fluss ist. Das macht sie im Abschnitt der Prignitz besonders schön. Wer am Samstag den Blick hob, konnte sehen, wie toll das Licht auf den sich gegen den Strom stemmenden Wellen glitzerte, wie Wolkenberge sich bedrohlich dunkel auftürmten, sich übereinander schoben und in immer neuen und überraschenden Formationen über den Himmel fegten. Mal brachten sie Regen, mal lugte die Sonne hervor.

Es war nicht der Klimawandel, den wir am vergangen Wochenende erlebten, es war ungewöhnlich stürmisch-kaltes Wetter. Dennoch passte dieses Ächzen und Seufzen von Himmel und Elbe zum Thema des Elbekirchentages: Was bedeutet „Schöpfung bewahren“ in  Zeiten des Klimawandels? Welche Bereitschaft braucht es jetzt, auf selbstverständlich erscheinenden Wohlstand zu verzichten? „Wie kommen wir weg von der Effizienz - der Wirtschaftlichkeit - hin zur Suffizienz - der Genügsamkeit?“ fragte Professor Dr. Klaus Töpfer in seinem Grußwort und mahnte eindringlich.

Am Sonntagabend schließlich spannte sich ein Regenbogen über den Wolken, Zeichen für Gottes Zusage: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Darauf setze ich und hoffe auf unser aller Bereitschaft, genügsamer zu werden.

 

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