Moment Mal

von Pfarrer Olaf Glomke

Eine närrische Zeit

Liebe Leserinnen und liebe Leser!

Heute beginne ich mit einem Bibelwort: „Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, dass er weise werde.“

Der Hofnarr war im Mittelalter der Einzige, der dem Herrscher ungestraft die Meinung sagen konnte. In den Büttenreden setzte sich diese Tradition fort. Bis heute wird unverhohlen und lautstark Kritik an der Regierung geübt. Für so manchen eine Narretei. Albern. Überflüssig. Unnötig. Dennoch! Auch die Norddeutschen besitzen ein großes karnevalistisches Talent! Und viele Prignitzer und Prignitzerinnen stimmen mit ein, wenn es heißt: „In Reetz, da geht´s!“, „Berge macht Rabatz“, „Laaslich Helau“, „Lenzen Oh ja“, „Meyenburg Helau“, Barenthin: „Pollo Helau“ und „Donner Wittstock“.

Am 11.11. um 11:11 Uhr wurde die närrische Saison wieder eröffnet. Die fünfte Jahreszeit. Die Nachrichten zeigten fröhliche Menschen vor dem Kölner Dom. Singend und schunkelnd. Bunt gekleidet. Ja, selbst in unseren regionalen Printmedien war die Schlüsselübergabe des Bürgermeisters und das Funkenmariechen zu sehen.

Vor dem Beginn der kirchlichen Fastenzeit, noch einmal ausgiebig essen und trinken, ausgelassen feiern und dann: „Fleisch lebe wohl“ – „Carne vale“. Gar kein abwegiger Gedanke auch für unsere Zeit: „Tierwohl“. Verzicht auf Fleisch. Klimawandel. Karneval, die Gelegenheit, einmal in den Spiegel zu schauen?

Ein besonderes Kennzeichen der närrischen Zeit ist die Verkleidung. Einmal, auch wenn nur für kurze Zeit, einen Abend, eine Nacht, ein Anderer, eine Andere sein. Veränderung. Der Wunsch, jemand anders sein zu können. In einer anderen Zeit zu leben. Etwas machen und darstellen zu können und sein zu dürfen, was ich sonst nicht kann oder darf. Karneval kann das.

Allen Narren, Karnevalisten und Karnevalsmuffeln wünsche ich eine gute Zeit. Auch wenn zu befürchten ist, dass angesichts steigender Infektionszahlen wir wieder weniger zu lachen haben. Vielleicht aber doch eine Zeit bis Aschermittwoch für Nachdenklichkeit und Verzicht, auf das wir Narren weise werden.

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