Moment Mal

von Administrator

Zum Erntedankfest haben die Kinder der Evangelischen Kita Perleberg dieses Jahr ein Theaterstück „Vom kleinen Sauerteig“ vorbereitet. Aus gemahlenem Getreide und Wasser angesetzt, träumt dieser Sauerteig davon, ein schönes Brot zu werden. „Bin ich schon groß?“, fragt er immer wieder und muss sich in Geduld üben. Endlich ist der Tag gekommen, an dem sich seine Bestimmung erfüllt. Aus dem Sauerteig wird ein wunderbares Brot, das die Kinder der Kita satt und froh macht.

Ja, es dauert seine Zeit vom Ansatz eines Sauerteigs bis zum fertigen, knusprig-lockeren Roggenbrot. Kurz vor knapp, wenn ich spontan eine halbe Stunde Zeit zum Brotbacken habe, schnell mal ein Rezept googeln, Teig anrühren und rein in den Ofen damit – das ist mit Sauerteig nicht zu machen. Eher ist es ein Weg, der gemeinsam zurückgelegt wird. Er beginnt schon mit der Vorbereitung, dem Ansetzen und täglichen „Füttern“ des Sauerteigs, und geht mit den Ruhezeiten des Brotteigs weiter. Erst wenn die Milchsäurebakterien und Hefepilze den gesamten Brotteig durchdrungen haben, bringt der Sauerteig sein wunderbares Ergebnis hervor. Viele schätzen neben der Bekömmlichkeit die geschmacklichen Eigenschaften und das „Mundgefühl“ von Sauerteigbackwaren. Und das Schöne ist: Der Prozess kann weitergehen. Wer mit seinem Sauerteig zufrieden ist, hebt einfach einen Teil davon auf und die Reise beginnt von vorn.

Der Sauerteig wird deswegen auch als Vergleich verwendet für Prozesse, die Geduld erfordern. Da wirkt zwar schon etwas – aber man sieht das Ergebnis noch nicht. Ausdauer und Dranbleiben sind gefragt. Zum Beispiel, wenn es um den Plastikmüll geht, von dem wir viel zu viel produzieren. Die Erkenntnis allein ändert noch nichts an der Sache. Zum Glück gibt es all die Menschen, die daran immer wieder erinnern, die aktiv Müll vermeiden, die mit Gemüsekiste, Stoff- und Papiertaschen oder Recycling-Müllsäcken neue Wege gehen, die Unverpackt-Läden eröffnen. Sauerteig-Menschen sozusagen. Sie bleiben dran. Einmal wird der Teig durchdrungen sein, viele Menschen werden aufmerksam und stellen ihr Handeln um.

Das ist nur ein Beispiel von vielen. Sauerteig-Menschen gibt es überall. Beharrlich verfolgen sie eine gute Idee, bringen einen Gedanken immer wieder ein, bis eine notwendige Veränderung tatsächlich geschieht. Ich bin überzeugt: Die Geduld lohnt sich. Oft holen Sauerteig-Menschen auf diese Weise ein Stück Himmel auf die Erde.

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