Moment Mal

von Pfrn. Verena Mittermaier

Was meinen Sie zu folgender Geschichte:

Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: „Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!“ Aber der antwortete: „Ich will nicht!“ Später tat es ihm leid und er ging doch.

Genauso bat der Vater seinen zweiten Sohn. Der antwortete ihm: „Ja, Herr!“ Aber er ging nicht hin.

Wer von den beiden Söhnen hat getan, was der Vater wollte?

Keiner von beiden, mag Ihre Reaktion sein. Der Vater hätte ich sich am meisten gefreut, wenn ein Sohn sich bereit erklärt und den Auftrag tatsächlich erfüllt hätte. Aber wenn man schon auswählen soll, lag im Ergebnis wohl der erste Sohn richtiger.

So antworteten auch die Priester und gebildeten Leute, denen Jesus vor langer Zeit dieses Gleichnis erzählte. Und sie merkten gar nicht, dass sie damit ein Urteil über sich selbst sprachen. Viel gelesen zu haben und genau Bescheid zu wissen, reicht nämlich nicht, wenn jemand nicht auch entsprechend handelt. Besser ist es, man gibt zu, dass man auf dem Holzweg ist, und tut am Ende dennoch das Richtige.

Diese Geschichte aus dem Matthäusevangelium Kapitel 21 bildet in der evangelischen Kirche den Auftakt zur sogenannten „Vorpassionszeit“. Die Weihnachtszeit ist mit dem 2. Februar zu Ende. Am 3. Februar begehen wir dieses Jahr erstmalig den „5. Sonntag vor der Passionszeit“, eine neue Gottesdienstordnung hat es so festgelegt. Ab jetzt stimmen wir uns also ein in die Zeit vor Ostern, in der es um die „Passion“, um den Leidensweg Jesu geht. Seit Beginn des Christentums sind die Menschen in dieser Zeit besonders zum Nachdenken über ihre Lebensweise und zur Umkehr aufgerufen.

Die Geschichte von den beiden Söhnen trifft dafür den entscheidenden Punkt. Am Ende überzeugt derjenige von beiden, der zuerst auf dem Holzweg war, aber dann dennoch das Richtige tut. Gut zu argumentieren, aber tatenlos zu bleiben, reicht nicht. Mir fällt als Beispiel unser Klima ein. Da sind mittlerweile die Fakten und Argumente erdrückend klar. Jetzt ist entschiedenes Handeln gefragt, um die Erderwärmung einzudämmen. An Wissen fehlt es nicht, was wir beitragen können, im Großen wie im Kleinen. Das fängt beim Autofahren und Fliegen an und geht über den Einkauf regionaler Produkte bis hin zur Müll- und Plastikvermeidung und zum Energieverbrauch. Wie sieht es mit dem Handeln aus? Welchem der beiden Söhne werden wir gleichen?

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