Wer ist denn mein Nächster?“, fragt einer, als Jesus von der Nächstenliebe spricht. Gute Frage! Die Bibel beantwortet sie anschaulich. Für den, der unter die Räuber fiel, ist der barmherzige Samariter der Nächste (Lk 10,37). Für die Frau, die seit Jahren bettlägerig ist, ist es die Nachbarin, die sie treu besucht. Für das Kind, dem es an Essen, Trinken und Kleidung fehlt, ist es das Helferteam in einem Krisengebiet. Für den Fremden ist es der, der ihn aufnimmt (Mt 25,35ff).
Als Fremde kommen Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund in unser Land und auch in unseren Kirchenkreis. Ob schon einige Zeit hier oder gerade eben eingetroffen – gemeinsam ist ihnen die Sehnsucht, anzukommen, einen sicheren Ort zum Leben zu haben, Not und Bedrängnis hinter sich lassen zu können.
Um Jesu Gebot der Nächstenliebe in diesem Bereich ernst zu nehmen, hat unsere Kreissynode die Arbeitsgruppe Flucht, Migration und Integration gegründet. Seit Januar 2021 trifft sich die 11-köpfige AG alle 1-2 Monate. Wir haben mit einer Bestandsaufnahme begonnen: Wo suchen geflüchtete Menschen den Kontakt zur Kirche, wo gibt es Anlaufstellen, gezielte Angebote, Erfahrungen im Miteinander? An welche Beratungsstellen, Schulen oder Ärzt*innen kann man sich wenden? Vom Sprachcafé über den mehrsprachigen Bibelkreis bis zum gemeinschaftlichen Gärtnern oder dem Praktikumsplatz für die junge Afghanin wird bereits manche integrative Idee in unserem Kirchenkreis erfolgreich umgesetzt. Einzelne Gemeinden halten Wohnraum für Schutzsuchende vor und gewähren als letztes Mittel Kirchenasyl, wenn durch eine Abschiebung Gefahr für Leib und Leben droht. Als AG tauschen wir uns über solche Fälle aus und unterstützen einander. Mitglieder der AG besuchen gerne Gemeindekirchenräte, die Fragen zum Kirchenasyl haben oder sich für ein solidarisches Miteinander öffnen und konkrete Schritte gehen wollen. Das größere Netzwerk unserer Landeskirche, besonders die Kolleg*innen aus Wittstock-Ruppin stehen uns beratend zur Seite.
Nicht nur die hier angekommenen Schutzsuchenden sind im Blick der AG, sondern auch die, die noch unterwegs sind. Wir setzen uns ein für Seenotrettung im Mittelmeer und Beachtung der Menschenrechte an den EU-Außengrenzen. So haben wir an alle deutschen EU-Abgeordneten einen Protestbrief zur Situation von Geflüchteten an der bosnisch-kroatischen Grenze verschickt. Die Synode konnten wir für den Beitritt des Kirchenkreises zum Seenotrettungsbündnis „united4rescue“ gewinnen.
Warum müssen Menschen überhaupt ihre Herkunftsregion verlassen? Was können wir als Kirchengemeinden beitragen, um Fluchtgründe vor Ort zu beseitigen? Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (Stichwort Klimaflüchtlinge) gehen uns alle an. Da ziehen wir als AG Flucht, Migration und Integration etwa mit der Umwelt-AG, den Weltläden unseres Kirchenkreises, der Weltgebetstagsarbeit, der Tansania-Gruppe und vielen weiteren an einem Strang. Wir freuen uns auf gemeinsame Aktivitäten!
Kontaktieren sie uns gerne für einen Informationsabend in Ihrer Gemeinde!